Zum ersten Mal in der sechzigjährigen Geschichte der Formel 1 wurde am Montagabend das Auftaktrennen der neuen Saison aus politischen Gründen abgesagt. Wegen der andauernden Unruhen in dem Golfstaat Bahrain, wo es in der vergangenen Woche zu erheblichen Ausschreitungen gegen die Machthaber mit Toten und Verletzten gekommen war, wurde der ursprünglich für den 13. März geplante erste Lauf der Saison 2011 an gleicher Stelle abgesagt. Ob und gegebenenfalls wann der Motorsport-Event in dem Wüstenstaat nachgeholt werden soll, steht bisher noch nicht fest. Weltmeister Sebastian Vettel (Red Bull) wird nun am 27. März beim Großen Preis von Australien zum ersten Mal gegen die Konkurrenz um Ferrari-Star Fernando Alonso antreten.
Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hatte sich bereits in der vergangenen Woche skeptisch zu dem geplanten Renntermin geäußert und die Entscheidung darüber den dortigen Machthabern überlassen. Am Montagabend erklärte dann Scheich Salman bin Hamad al-Chalifa, der Kronprinz Bahrains, dass das Rennen nicht zum geplanten Zeitpunkt ausgetragen werden könne: „Zum jetzigen Zeitpunkt gilt die gesamte Aufmerksamkeit des Landes dem Aufbau eines neuen Dialogs für Bahrain“ hieß es in einer offiziellen Verlautbarung. Der Kronprinz hatte zuvor Formel-1-Boss Bernie Ecclestone höchstpersönlich am Telefon informiert.
Der Formel-1-Kalender für das Jahr 2011 umfasst nun zunächst einmal 19 statt der geplanten 20 Rennen. „Es ist schade, dass Bahrain den Start in die neue Saison absagen musste, aber die Sicherheit aller Anwesenden vor Ort hat absolute Priorität“, ließ Ecclestone am Montagabend verlauten. In dem kleinen Staat am Golf war vor sieben Jahren zum ersten Mal ein offizieller Lauf der Formel-1-Weltmeisterschaft ausgetragen worden.
Aus Formel-1-Kreisen wurde die Entscheidung akzeptiert und begrüßt. Mercedes-Motorsportdirektor Norbert Haug erklärte: „Unser wichtigstes Anliegen ist es, die Sicherheit unserer Team-Mitglieder zu gewährleisten. Wir begrüßen und unterstützen die Entscheidung, den Grand Prix von Bahrain abzusagen.“ Vettels Red-Bull-Teamkollege Mark Webber nahm schon vor der Absage auf seiner Website dazu Stellung: „Wenn man hört, dass dort Menschen ihr Leben verlieren, dann ist das eine Tragödie. Das Wichtigste ist im Moment, dass Bahrain wieder unter Kontrolle kommt – die Formel 1 ist gerade jetzt nicht wichtig für Bahrain.“
Trotz des frühzeitigen Rückzuges dürfte der Veranstalter auf seinen Kosten von geschätzten 35 Millionen Dollar als Gastgeber sitzen bleiben. Deshalb wird nun darüber spekuliert, ob das Rennen eventuell zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt wird. Dazu böte sich ein kurzfristiger Termin unmittelbar nach dem PS-Spektakel im benachbarten Abu Dhabi am 13. November an. Dann allerdings müsste das letzte Rennen in Brasilien eventuell um eine Woche verschoben werden.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Jürgen C. Braun, Hersteller