Wenn die Straße mit Raps „geteert“ wird

Beitragsbild
Foto 1

Öffentliche Straßen werden, wenn sie arg in Mitleidenschaft gezogen sind und der Ausbesserung bedürfen, geteert. So jedenfalls drückt es der Volksmund einfach und doch treffend aus. Aufgetragen wird dann in der Regel ein Gemisch aus Bitumen, Mineralölen und einer Lage Gesteinssplitt. Doch es geht auch anders. Umwelt schonender und Zukunft weisender, wie ein Pilotprojekt, das auf einer Kreisstraße in der Nähe von Trier jetzt umgesetzt wurde, zeigt. Dabei wird ein Teil der fossilen, also nicht regenerativen, Zusatzstoffe des neuen Straßenbelags durch den natürlich nachwachsenden Rohstoff Rapsöl ersetzt.

Die Idee zu der umweltfreundlichen Straßenbehandlung stammt vom Leiter der Straßenmeisterei Hermeskeil im Hunsrück, Arnold Eiden. Diesem war beim Studium einschlägiger Fachliteratur das Produkt der Firma Vialit Raps-Asphalt aufgefallen. Das in Bonn ansässige Unternehmen beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema der Straßenerhaltung durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe. Traditionell wird im Straßenbau weltweit das Erdölprodukt Bitumen als Bindemittel für Asphaltstraßen eingesetzt. Aus diesem Grund sind die konventionellen Bindemittel für den Straßenbau auch sehr stark von Erdöl-Importen und der Erdöl-Preispolitik abhängig. Den Forschern von Vialit gelang es bereits vor einigen Jahren, die Erdöl-Zusätze durch den nachwachsenden und lösemittelfreien Rohstoff Raps zu ersetzen. In Österreich hat Vialit dieses System bereits vor einigen Jahren zum Patent angemeldet und dabei gute Erfahrungen gemacht. Da im Bereich der Straßenmeisterei Hermeskeil mit dem Erbeskopf die höchste Erhebung des Landes Rheinland-Pfalz (818 Meter) liegt, waren für deren Bereich die Erfahrungen aus der Alpenrepublik von gesteigertem Interesse.

Gesagt, getan. Nach Rücksprache mit den Straßenbehörden wurde zum ersten Mal in der Nähe von Trier eine Straße mit Raps-Asphalt behandelt. Entscheidend für eine verstärkte Inanspruchnahme des Produktes werden dessen Langzeit-Wirkung, aber auch die anfallenden Kosten sein, sagt Eiden, der mit den ersten Eindrücken jedoch zufrieden ist: Der Belag hat ein geschlossenes Bild hinterlassen. Der Preis für den Bio-Asphalt mit natürlichen Rohstoffen liegt derzeit etwa um zehn Prozent über dem des konventionellen Belags. Das richtet sich aber auch immer nach dem aktuellen Erdöl-Preis. Außerdem wird der Raps billiger werden, je mehr davon angebaut wird.

Zur Zeit wird noch ausschließlich auf die Produkte österreichischer Landwirte zurück gegriffen, aber die Trierer Vordenker und Vorreiter in Sachen Umweltschutz können sich vorstellen, dass sich auch deutsche Landwirte für diese neue Geldquelle interessieren. Zusätzlich verstärkt wird der umweltschonende Charakter durch das Verwenden von so genanntem Moränensplitt anstelle des herkömmlichen Gesteinssplitts. Moränensplitt bewirkt eine bessere Fahrbahn-Griffigkeit und sorgt durch eine hellere Fahrbahn für verbesserte Sicht bei diffusen Lichtverhältnissen. Vom Raps-Asphalt verspricht man sich nach den ersten Erfahrungen auch ein günstiges Glatteis-Verhalten, eine Unterdrückung der Blendgefahr bei Nässe sowie einen erleichterten Winterdienst. Aber erst ein kompletter Winter (Eiden) wird Aufschluss über die wahren Fähigkeiten des ökologischen Straßenbelags geben können.

(Text: Jürgen C. Braun, Foto: Deutscher Verkehrssicherheitsrat e. V.)

Nach oben scrollen