Innerhalb der nächsten zehn Jahre soll der CO2-Ausstoß von Taxis und Chauffeurlimousinen auf diese Weise auf die Hälfte reduziert werden, sagt Bürgermeister Bloomberg, der mit seinem Programm „PlaNYC“ ehrgeizige Ziele aufgestellt hat: Obwohl die Bevölkerungszahl in New York bis 2030 noch einmal um eine Million wachsen wird, soll der Ausstoß an Treibhausgasen bis dahin um 30 Prozent gesenkt werden. Natürlich können die Taxis das nicht alleine leisten. Doch haben sie am CO2-Ausstoß einen großen Anteil, heißt es in der Townhall. Bis Oktober 2012 muss auch der letzte klassische Benziner aus dem Verkehr genommen sein. Damit will Bloomberg allerdings nicht nur die Umwelt entlasten, sondern auch das Budget der Fahrer: Wenn sich die Reichweite verdoppelt, sparen die Fahrer im Jahr 10.000 Dollar an der Tankstelle.
Um diese hehren Ziele zu erreichen, hat die TLC bereits im letzten Jahr zum 100. Geburtstag des New Yorker Taxis einen Wettbewerb ausgeschrieben und rund 100 Autohersteller, Zulieferer und Designer um Entwürfe für das Taxi of Tomorrow gebeten. Das neue Auto soll natürlich vor allem sparsamer sein als die bisherigen Modelle. Außerdem soll es weniger Raum benötigen, gleichzeitig aber mehr Platz haben, behindertenfreundlich sein und viel Komfort für Gäste und Fahrer bieten. Und ein Design mit „Kultcharakter wäre auch nicht schlecht.
Weil es an konkreten Vorschlägen noch mangelt, behilft sich die TLC mit der Freigabe der ersten konventionellen Hybrid-Modelle. Sie lizenziert deshalb nicht nur den Ford Crown Victoria und den Toyota-Kleinbus Sienna mit herkömmlichem Benzinantrieb, sondern auch die Modelle wie den Toyota Highlander und den Ford Explorer, bei denen dem Verbrenner ein Elektromotor zur Seite steht. Damit geht der Verbrauch etwa bei dem kleinen Geländewagen von Ford gegenüber dem Crown Victoria um mehr als die Hälfte zurück. Statt 14 schafft er 34 Meilen pro Gallone, was nach unseren Maßstäben etwas weniger als sieben Liter auf 100 Kilometer entspricht.
Zwar hat die Umstellung der Flotte gerade erst begonnen. Doch die ersten paar hundert Hybrid-Taxen sind zwischen Harlem und Battery Park bereits unterwegs. Die Reaktion auf die neuen Autos ist bei Kunden wie Fahrern allerdings eher geteilt: Iqbal Mohammad zum Beispiel ist mit seinem Ford Escape zufrieden. Zehn Monate sitzt er jetzt schon am Steuer des Hybridautos und freut sich über die geringeren Tankkosten. Schließlich fahre er im dichten Stop-and-Go-Verkehr die meiste Zeit elektrisch, erzählt Mohammad, während sein Auto fast geräuschlos durch die Wallstreet surrt. Lange allerdings bleibt es nicht so leise. Denn erstens reicht die Kapazität der Batterie nur für kurze Abschnitte, und zweitens läuft es auf dem East River Drive so gut, dass der Benziner schnell wieder anspringt. Zwar muss er trotzdem wie früher einmal in seiner Zwölf-Stunden-Schicht an die Tankstelle, doch zahlt er dort jetzt deutlich weniger. Auf „15 bis 20 Dollar am Tag“ beziffert sein Kollege Hammad Razer die Einsparungen. „Dafür muss man sonst einmal mehr vom Central Park bis zur Südspitze von Manhattan fahren.“ Andere Hybrid-Fahrer sparen im Schnitt pro Tag sogar bis zu 40 Dollar beim Tanken.
Aber Mohammad freut nicht nur der kleine Durst und der geringe CO2-Ausstoß. „Der Escape ist auch kleiner, damit komme ich besser durch den Verkehr. Außerdem beschleunigt er flotter als die alten Fords, wenn Elektromotor und Benziner zusammen arbeiten.“ Und mehr Übersicht aufgrund der hohen Sitzposition hat der Fahrer auch. Dafür allerdings sitzen die Passagiere hinten etwas enger. Und den Monitor, auf dem sie bei Mohammad Werbung oder Nachrichten sehen oder die Route mithilfe eines GPS-Signals auf der digitalen Stadtkarte verfolgen können, gibt es in den Crown Victorias auch. Allerdings ist es nirgendwo in New York so leise wie in einem Hybrid-Taxi, wenn im Stau automatisch der Motor ausgeht. „Das mögen die Kunden sehr“, sagt Cabbie Hammad Razer und dreht die Medaille gleich auch auf die Kehrseite. Denn immer wieder springen ihm Passanten vors Auto, die den leisen Elektromotor nicht gehört haben. „Aber in New York sollte man immer auf der Hut sein“, nimmt er seinen Wagen in Schutz.
So schön die neue Taxi-Welt für Mohammad auch ist, macht er sich doch ein wenig Sorgen. Denn für die Batterie seines Hybriden gibt ihm Ford nur eine Garantie von einem Jahr, erzählt der Pakistani auf dem Weg hinauf zum Central Park. „Zwei Monate noch, dann werden deshalb wohl 6.000 Dollar für einen neuen Akku fällig“, befürchtet Mohammad und legt die Stirn in Falten. Wenn der Hybrid-Ford solange hält wie früher der Crown Victoria, dann heißt das mindestens drei oder eher vier neue Batterien und damit zwischen 18.000 und 24.000 Dollar Extra, rechnet er auf eine Laufzeit von fünf Jahren hoch. Und dabei ist der Escape schon deutlich teurer als das alte Schlachtross, mit dem er bis vor zehn Monaten unterwegs war. „Denn während man für ein Hybrid-Taxi rund 35.000 Dollar zahlen muss, bekommt man den ‚Vic’ schon für 27.000“, rechnet sein Kollege Wronge Colin vor.
Außerdem lässt die Qualität der Hybriden allem Anschein nach zu wünschen übrig. Während ein Crown Victoria offenbar für die Ewigkeit gebaut ist und nach fünf Jahren vielleicht vor Schmutz starrt, aber sonst noch tadellos funktioniert, sieht Mohammads Hybrid-Escape schon nach zehn Monaten ziemlich mitgenommen aus. Dass Sitze, Türkonsolen und Klappen und Hauben wirklich noch drei, vier Jahre halten sollen, glaubt nach einer Fahrt quer durch Manhattan keiner seiner Fahrgäste.
Die Reparaturen sind es auch, die Taxifahrer Colin noch zweifeln lassen. „Mit dem niedrigen Verbrauch, das ist alles schön und gut. Aber der Crown Victoria ist einfach unverwüstlich. Und wenn etwas kaputt geht, ist es im Nu repariert.“ Überall in der Stadt gibt es deshalb Spezialisten, die zwischen zwei Fahrten mal schnell die Benzinpumpe wechseln, die Stoßfänger austauschen oder die arg strapazierte Federung wieder flott machen. Kurz anrufen, vorbeifahren, und oft schon eine halbe Stunde später ist man wieder im Dienst, erzählt Colin und tätschelt seinen Amischlitten so zärtlich wie ein Cowboy seinen treuen Gaul.
Noch sind unter den Cabs in der Mega-City ausschließlich amerikanische und japanische Fahrzeuge. Doch mit Blick auf die grüne Welle könnten zumindest indirekt auch die Europäer ins Spiel kommen. Zwar passt ein Einsatz als Mietdroschke anders als in Europa für Mercedes in den USA nicht zum Image einer designierten Luxusmarke, obwohl der Bluetec-Diesel jetzt auch eine Zulassung für New York hat und ein gelb lackierter GL oder eine E-Klasse sicherlich nicht so schlecht aussähen. Doch zumindest Ford könnte mit einem Europa-Modell für Furore sorgen. Schließlich holen die Amerikaner den Transit Connect über den Atlantik. Obwohl er schon 30 Prozent weniger verbraucht und 90 Prozent weniger Abgase ausstößt als ein Crown Victoria, ist sein Verbrauch mit 19 mpg noch zu hoch. Doch mit Diesel oder Gas könnte man da schon noch was machen.
Egal was die Touristen sagen, und ganz gleich welche Modelle dann tatsächlich einmal durch die Straßen von Manhattan kreuzen: Aus dem Stadtrat bekommt Bürgermeister Bloomberg viel Lob für seinen Plan: „So werden Taxis vom Teil des Problems zu einem Teil der Lösung“, sagt Lokalpolitiker David Yassaky: „Unsere 13.000 Taxis werden außen noch immer gelb sein. Aber innen sind sie dann grün.“
Text und Fotos: Spot Press Services/Benjamin Bessinger/SP-X