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Ingo Petz: Kiwi Paradise. Reise in ein verdammt gelassenes Land.
Droemer Knaur Verlag; 18,95 Euro.

Sir Edmund Hillary verschlug ihm die Sprache – nicht nur, weil Ingo Petz den legendären Bergsteiger enorm bewunderte, sondern auch, weil die Legende den jungen Deutschen ganz selbstverständlich empfing und dann völlig bescheiden und unspektakulär über die eigene Leistung sprach: Er wollte nur Ed oder Sir Ed genannt werden, legte keinen Wert auf Publicity und sah die eigene Leistung ausgesprochen kritisch. Der Mount Everest, der Hillary berühmt machte, sei doch nichts weiter als ein Berg und das Bergsteigen weder Anfang noch Ende der Welt.

Gelassenheit ist es, was Ingo Petz vor allem an Neuseeland fasziniert – nachdem er sich im Einerlei seines deutschen Alltags nicht mehr wohlfühlte und weit weg wollte. Fast alles ist kleiner als Petz es kennt, und vieles funktioniert langsamer, aber es funktioniert trotzdem. Sogar die Katze in Petz' Wohngemeinschaft scheint beim Mäusefangen langsamer vorzugehen als ihre Artgenossen in Deutschland – und sie kommt doch zum Ziel. Fast überall trifft Ingo Petz auf skurille, eigenwillige Typen. So steht er bei einem Spaziergang unvermittelt einem Heavy-Metal-Rocker, der schlicht und einfach unterwegs ist, um mit Handzetteln Werbung für ein neues Café zu machen.

Heute lebt Ingo Petz in – Berlin. Wie er selbst sagt, hat die erlernte neuseeländische Gelassenheit ihm sehr dabei geholfen, sich in der hektischen Großstadt wohl zu fühlen. Es dürfte allerdings ein harter Lernprozess gewesen sein, denn in seiner Wohngemeinschaft galt er mit seiner Neigung, sich möglichst zu vielem eine begründete Meinung zu bilden, als regelrechter Exot. In Neuseeland überlegt man eher, ob ein Thema es wert ist, dass man sich selbst dazu Gedanken macht.

Zu seinen Reiseberichten liefert Ingo Petz ein informatives Neuseeland-Glossar. Mit seiner witzig-frechen Sprache und seinem ausgeprägten Sinn für eine eigene Auffassung (siehe oben) bringt er uns eine Gegend näher, von der man generell vielleicht kaum mehr kennt als die von dort kommenden Kiwis, in deren Farbe auch der Schutzumschlag gehalten ist.

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