Die Cayman-Inseln, so konnte man nicht ganz ernstgemeint von Porsche Sprechern hören, seien ja eigentlich nach dem jüngsten Sportwagensproß der Zuffenhausener benannt worden. Der Zusammenhang ist offensichtlich. Sowohl die karibische Inselgruppe wie auch der Fahrersitz des Cayman können zu Recht als Steuerparadies tituliert werden. Der Zuffenhausener Cayman dürfte sich im Vergleich als noch etwas wendiger herausstellen.
Der neue Cayman, der im Frühjahr in den Handel kommt, zeichnet sich gegenüber seinem Vorgänger durch zarte optische Retuschen an Front und Heck sowie im Interieur aus. Das wäre aber noch kein Grund, von einem neuen Auto zu sprechen. Tatsächlich hat das Mittelmotorcoupé neue Motoren und mit dem Porsche-Doppelkupplungsgetriebe PDK eine formidable neue Schaltung bekommen. Der Cayman profitiert von den gleichen technischen Neuerungen, die jüngst schon den 911 beflügelt haben. Benzindirekteinspritzung macht die Sechszylinderboxer mit 2,9 und 3,4 Liter Hubraum stärker und sparsamer. So leistet der neue Basismotor nun 265 PS/ 195 kW und bietet 300 Newtonmeter maximales Drehmoment. Das reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h. Der Normverbrauch sank auf 9,2 Liter nach EU-4-Norm. In der neuen EU-5-Version, nach der der Cayman homologiert ist, mit höheren Biospritanteilen sind es 9,4 Liter. Ordert man das PDK-Getriebe sinkt der Normverbrauch auf 8,9 Liter (EU4). Der CO2-Ausstoß liegt bei 221 g/km. Der Cayman S leistet nun 320 PS/235 kW, sprintet in 4,9 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 275 km/h. Sein Verbrauch liegt bei 9,4 Litern, beziehungsweise 9,2 mit PDK.
Die schnöden Zahlen gehen einher mit einem sehr exakten Fahrverhalten. Gefühlt lenkt der Cayman noch sauberer ein und umrundet Kurven noch gleichmäßiger als der 911. Das mag an der Gewichtsverteilung mit dem mittig angeordneten Motor liegen, vielleicht aber auch daran, dass der Cayman weniger auf Komfort und mehr auf Fahrvergnügen getrimmt ist als sein großer Bruder. Die früher üblichen Tücken des Mittelmotorkonzepts mit schlagartig einsetzenden Lastwechseln gehören der Vergangenheit an. Man kann den Cayman mit gezieltem Gaseinsatz noch immer etwas quer fahren. Dabei hilft die Elektronik. Mit dem optionalen Sport-Chrono-Paket lässt sich das Porsche Sicherheitssystem stufenweise abschalten und dabei die Charakteristik von Federung und Motor ebenso stufenweise sportlicher stellen. Die Elektronik wacht im Hintergrund und greift erst ein, wenn der Fahrer notfallmäßig auf die Bremse tritt.
Neben Fahrwerk und Motor hat das neue Getriebe den größten Einfluss auf den gesteigerten Fahrspaß. Schon in Stellung D macht die Doppelkupplungsautomaik alles richtig und adaptiert perfekt den jeweiligen Fahrerwunsch. Egal ob man gelassen cruisen möchte oder zur freudvollen Kurvenhatz bläst, das PDK findet immer die passende – mal sparsame, mal leistungsgerechte – Übersetzung. Natürlich kann man per Schaltwippen selbst schalten, man muss aber nicht. Der Schaltvorgang geht in Sekundenbruchteilen von statten. Dabei schafft es die Elektronik sogar noch, beim blitzartigen Herunterschalten Zwischengas zu geben. Der Klang des Boxers hinter den Sitzen passt zum agilen Charakter des Cayman. Dabei bleibt der Sportler immer präsent, ohne durch zu viel Lautstärke zu nerven.
Eine gewisse Alltagstauglichkeit muss man dem Zuffenhausener ebenfalls konstatieren. Die beiden Kofferräume vorne und hinten fassen zusammen 410 Liter Gepäck und schrecken weder vor Getränkekisten noch Golfbags zurück. Nicht mal am Preis kann man ernstlich meckern. Mit 49.831 Euro für den Basis Cayman liegt der im akzeptablen Bereich. Der Cayman S kostet allerdings schon 61.493 Euro. Ein Audiosystem mit Bluetoothanbindung fürs Handy ist ebenso serienmäßig vorhanden wie eine Klimaanlage. Darüber hinaus bietet die Aufpreisliste reichlich Gelegenheit zur Individualisierung. Zu Empfehlen sind neben dem PDK-Getriebe (2.945) das neue Navi-System mit Touchscreenbedienung (2.921) und eine Lederausstattung (3.076 Euro). Auch damit hält der Cayman ausreichend Abstand zum 911 Carrera.
Text: Günter Weigel