Lese-Tipp – Monchi: Niemals satt

Abnehmen trotz Ernährungsberatung, und zwar gleich 65 Kilo. Monchi hat das geschafft.

Monchi? Das ist doch … ja, genau, der charismatische Sänger von „Feine Sahne Fischfilet“, der Band aus Mecklenburg-Vorpommern, die es mit „Sturm und Dreck“ 2018 bis auf Platz 3 der deutschen Albumcharts schaffte. Zu dem die Statur als 6XL-Bär so gut passte.

6XL sei tatsächlich seine Konfektionsgröße gewesen, als er schließlich 182 Kilo auf die Waage brachte. Mehr als seine beiden Eltern zusammen – dieser Vergleich gehört zum typischen Monchi-Stil, der das Buch auszeichnet. Aber was hat dann die Änderung herbeigeführt?

Als für die Band mal ruhigere Zeiten kamen, also solche, an denen ihr Sänger nicht zwei Drittel eines Jahres mit der Crew auf Tour war – da trat wohl Monchi, der Sänger, hinter Jan Gorkow, dem Privatmann, zurück. Und Jan fielen die alltäglichen Nachteile seiner Figur auf. Klingt banal, ist es nicht. Egal, wo man hinkommt, immer erst checken, wo ein geeigneter Platz ist. Zwei Stunden nach einem Konzert seien die Oberschenkel blutig gewesen, schreibt er. Und … und … und … Als ein mit den Gorkows privat befreundeter Arzt auf Jan bzw. Monchis Impuls hin den Check-up ausführt, steht schonungslos um Raum, was ihm nicht blühen kann, sondern blühen wird: Injektionspflichtiger Diabetes. Auf der Kann-Liste steht dann immer noch ein Herzinfarkt.

Monchi ist für seine klare Sprache bekannt, und diese verträgt er auch in eigener Sache. Also stellt er sich um: Der Wassermensch entdeckt verschiedene „Trockensportarten“ für sich, stellt seine Ernährung um, nicht ohne Ausnahmen einzuplanen, erlebt Höhen und Tiefen ebenso wie die unmöglichsten Fragen, als die Veränderung auch eindeutig sichtbar – nicht nur fühlbar – wird.

Ach so: Was macht einer, der Gewicht verlieren will, aber keinen Schimmer hat, wie er’s anstellen soll? Ernährungsberatung könnte ein Anfang sein. Warum die gründlich schiefging und der Proband sich trotzdem um ein Drittel erleichterte, ist so eine der Geschichten, bei denen man getrost laut loslachen darf.

Ein Hüne ist er immer noch, aber die 6XL-Shirts von früher kann er getrost weglassen. Und doch: Ein Buch übers Fettsein – so hat Monchi seinen Erfahrungsbericht im Vorfeld genannt. Naja, es ist schon deutlich mehr: Die Wiedergabe einer Erfahrung auf Jahre hin, die Leserinnen und Leser zu eigenen Veränderungen durchaus inspirieren kann. Muss ja nicht bloß das Abnehmen sein. Und wer das lieber hören als lesen will, der darf sich gerne was auf, pardon, in die Ohren geben lassen: Vom Autor persönlich gibt’s auch ein Hörbuch. Monchis norddeutscher Slang passt exzellent zum Thema. Ein klein wenig erinnert er an Harry Rowohlt – der mit ähnlichem Idiom die unglaublichsten Ereignisse staubtrocken – und damit sehr wirkungsvoll – erzählen konnte.

Monchi: Niemals satt. Über den Hunger aufs Leben und 182 Kilo auf der Waage.

Kiepenheuer und Witsch Verlag: Printausgabe 18 Euro, e-Book 16,99 Euro.

Argon Verlag (Hörbuch): Streaming 15,95 Euro, MP3-CD 19,95 Euro.

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