„Der elfjährige Martin besitzt nichts bis auf das Hemd auf dem Leib und seinen schwarzen Hahn, Behüter und Freund zugleich. Die Dorfbewohner meiden den Jungen, der zu ungewöhnlich ist. Viel zu klug und liebenswürdig. Sie behandeln ihn lieber schlecht, als seine Begabungen anzuerkennen.“
So steht es im Klappentext des Buches, also auf der letzten Umschlagseite, in der Übersicht, auf welcher der Verlag eine Übersicht über das gibt, was Leser’innen erwartet. Das ist natürlich auch eine Entscheidungshilfe – wen das anspricht, der wird zum Kauf angeregt, wer schon mit dieser Übersicht nichts anfangen kann, wird sich kaum zu einem Kauf durchringen können.
„Junge mit schwarzem Hahn“ ist der erste Roman der 1974 geborenen Stefanie vor Schulte. Es ist ein Märchen für Erwachsene, das in längst vergangenen Zeiten spielt. Auf einen glücklichen Ausgang, wie er etwa für kindgerechte Märchen selbstverständlich sein sollte, darf das Lesepublikum nicht selbstverständlich vertrauen. Nein, Stefanie vor Schultes Buch lässt sich durchaus als Thriller lesen – nur eben als einer mit völlig ungewöhnlichen Stilmitteln. Herausragend dabei ist Martin, der auch in der schlimmsten Situation die Hoffnung nicht verliert. Das klingt nach einem Anti-Corona-Buch. Sicher lässt es sich so deuten. Die Arbeit daran hat, so sagt die Autorin selbst, aber schon vor Beginn der Pandemie ihre Anfänge genommen.
Nochmal zum Klappentext: Wen spricht das an? Kurz gesagt: Alle, die außergewöhnliche Geschichten mögen, auch solche, die regelrecht aus der Zeit gefallen zu sein scheinen.