Man fragt sich beim Lesen, ob diese Kultur noch gepflegt wird – oder irgendwann, vielleicht weitgehend unbemerkt, einging: Die klassische Wohngemeinschaft, in welcher der Ernst des Lebens zwar ernst genommen wird, aber nicht so ernst, dass man darüber alle Formen der Fröhlichkeit vermisst.
Über diese Kultur schreibt Gerhard Henschel, und er führt uns zurück in die frühen Neunziger: Ok, ein „Schauerroman“ ist sein Werk allenfalls für Menschen, deren Wohnverhältnisse immer klinisch rein sein müssen und die haushaltsübliche Desinfektionsmittel so selbstverständlich bevorraten wie Nudeln, Reis und Gemüsekonserven. In Henschels WG, siehe Titelbild, gehören Ravioli und Rauchwerk zu den Grundnahrungsmitteln, gefeiert wird auch gut und gerne. Aber trotzdem kann man sich, ganz ernsthaft, mit Schreiben den Lebensunterhalt verdienen.
So ist dieser „Schauerroman“ ein Lesevergnügen für nahezu alle Erwachsenen. Eine bestimmte Zielgruppe ist kaum auszumachen. Also auch ein Geschenktipp zu Weihnachten!
Gerhard Henschel: Schauerroman. Hoffmann und Campe Verlag; 26 Euro.