Ein Franzose lässt sich in London nieder. Nun könnte man folgendes Szenario vermuten: Der Mann ist an die klassische Küche seiner Heimat gewöhnt und verzweifelt angesichts der kulinarischen Tradi -tionen des Gastgeberlandes mit Pfefferminzsauce zu Lamm oder Hammel, mit gekochten Eiern, die in einer Hülle aus Hackfleisch frittiert werden und so weiter. Oder er macht sich mit der Fast-Food-Kultur vertraut, die ganz unterschiedliche Einflüsse aufgenommen hat, auch solche aus Asien oder Südamerika.
Alexis Gabriel Aimouz, kurz: Alex, hat es weder so noch so gemacht. Sondern das Neue mit dem ihm Vertrauten kombiniert und damit auf youtube die Herzen von gut 800.000 Followern erobert. Oder sollte man besser sagen: deren Gaumen? Er verpasst den klassischen Fish’n’Chips eine Dosis Provencekräuter, den Teig für seine Quiche lorraine würzt er orientalisch. Der junge Mann, der aussieht wie ein Student, der zwischen Miracoli und Mensa pendelt, wagt sich sogar an selbstgemachten Sauerteig (nix da mit Tüte oder Tetrapak). Und bekehrt mit seiner Pizza Pissaladière sicher so manchen Sardellengegner ineinen Fan.
Ohne sie vermutlich als Zielgruppe ausgewählt zu haben, eignet sich Alex‘ Sammlung besonders gut für Singles und kleineHaushalte. Dazu tragen seine Vierervarianten bei – ein Gericht, etwa Eier oder spezielle Nudeln, in vier Varianten. Das löst ein ganz praktisches Problem des kleinen Haushalts beim Selbermachen: Ruckzuck wandert ungewollt vieles in den Abfalleimer, was für ein bestimmtes Rezept in der Mengen nicht nötig, aber auch nicht in kleineren Gebinden zu haben war.
Bleibt noch eine Frage: Können auch Küchenanfänger mit diesem Buch glücklich werden? Aber ja doch. Das Kürzel „OMG“ im Titel darf man getrost als Koketterie des Autors in eigener Sache werten.
Alexis Gabriel Aimouz: OMG! French Guy Cooking. EMF Verlag (Edition Michael Fischer); 18 Euro.