Es gibt Alben mit Titeln von faszinierender Düsternis. Marianne Faithfulls „Strange Weather“ ist so eines. Faithfulls Aufnahme von „As Tears Go By“ hörte sich 1987 – gut 20 Jahre nach der ersten Version – ganz anders an als diese. Aus dem engelhaften Mädchen der Sechziger war eine Frau geworden, die das Auf und Ab ihres Lebens vorzüglich zu vertonen wusste.
Das hat auch Passenger getan. Im Zentrum seines Albums steht die Verarbeitung einer gescheiterten Beziehung. So wurde das Album angekündigt, der Titelsong, der Betrunkenen gewidmet ist und jenen mit gebrochenen Herzen, lässt an die Faithfull von 1987 denken.
Aber: Passenger, bürgerlich Mark Rosenberg, gibt sich weit weniger düster. Die offizielle Ankündigung des Albums wirkt beim Hören doch etwas zu pessimistisch. Sicher, der 35-Jährige erweist sich als Meister der leisen Töne. Aber seine Songs wie „Tip Of My Tongue“ und „Sandstorm“ haben sogar Ohrwurmqualitäten. Ein klassischer Singer-Songwriter also? Ja, aber keiner, der die Musik nur als untergeordnete Begleitung versteht: Wenn’s ihm passt, setzt er z. B. auch Streich- und Blasinstrumente ein, nimmt Anleihen an klassischen Rocksongs. Angesichts der Vielfalt sind Vergleiche mit den Beatles durchaus angemessen. Nein, Passenger alias Mark ist keiner, der dem Pessimismus das Wort singt. Der Melancholie schon – zuweilen.
Hat diese Melancholie auch etwas mit der Pandemie zu tun? Nur indirekt. Sie führte zu verspäteten Veröffentlichung. Entstanden sind die Songs des in Brighton lebenden Musikers aber sämtlich vor Covid-19.
Passenger: Songs For The Drunk And Broken Hearted. (Sony)