Musik-Tipp – Kunze: Solo Live

Das Oberlehrer-Image ist er nie so ganz losgeworden, auch wenn die Hornbrille der frühen Jahre moderneren Gestellen wich. Heinz Rudolf Kunze hat ja auch immer heikle Themen verarbeitet, sich auch für den eigenen Berufsstand stark gemacht, da darf es schon mal ein etwas strengeres Image sein. Musikalisch hat er immer gerne „aus dem Vollen“ geschöpft – er war zunächst nicht der klassische Liedermacher, der die Musik nur als Transportmittel für seine Texte sieht.

Genau das hat er aber in den letzten Jahren bei Live-Auftritten zunehmend ausprobiert. Mit fast reinen Text-Programmen („Der Golem aus Lemgo“) ist er sowieso seit den 90ern immer mal aufgetreten. Und jetzt das: „Solo Live“ – heißt: Kunze, drei Gitarren, ein Flügel, eine Mundharmonika. Sonst nix.

Auf CD 1 hat er das dazu passende Songmaterial gepackt. Die große Überraschung sind aber seine bekanntesten Titel, die – so minimalistisch aufbereitet – eine enorme Wirkung entfalten: „Dein ist mein ganzes Herz“, „Finden Sie Mabel“, „Aller Herren Länder“ – und natürlich „Lola“, bis heute als deutsche Version des Kinks-Titels ohnehin unübertroffen.

Das alles als Mitschnitt eines Auftritts im Schweriner Schloss von 2020. Eine Doppel-CD, auf die man sich konzentrieren sollte, die sich zum Nebenbei-Hören nicht eignet. Rein fomal nähert sich Kunze, kurz HRK, dem Rentenalter. Aber deshalb wird er, der zuletzt auch als Autor für Kollegen hervortrat, sich kaum zurückziehen. Gut so.

Heinz Rudolf Kunze: Wie der Name schon sagt – Solo Live. (Meadow Lake/Rough Trade)

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