„Und wie ich zurückkommen werde!“ Sophie Haas denkt gar nicht daran, ihren Vorgesetzten weiterreden zu lassen. Was sie gehört hat, reicht ihr: Sie sei zwar eine erfolgreiche Ermittlerin, aber eben auch eine arg unkonventionelle. Deswegen wolle man sie befördern. Allerdings nicht innerhalb der Kölner Polizei-Hierarchie, sondern nach Hengasch. Dort, in einem sehr beschaulichen Eifeldörfchen, soll sie für ein Jahr die Polizeiwache leiten. Den Rückversetzungsantrag in die Großstadt hat sie vorsorglich schon vor Dienstantritt in der Provinz gestellt. So, wie sie es ihrem (Noch)-Vorgesetzten prognostiziert hat.
Die ersten Tage werden nicht so schlimm wie befürchtet. Sondern schlimmer. Dorfpolizist Schäffer, von seiner Gattin liebevoll „Bär“ genannt, ist ein ebensolcher. Gutmütig und gemütlich. Seine Kollegin ist ein wenig agiler. Allerdings – da die Delikte in der Region aus den letzten fünf Jahren mit Müh und Not einen schmalen Aktenordner füllen, muss es auch nicht die XXL-Portion Betriebsamkeit sein. Und hätte Sophie nicht aus purer Langweile zwei Jahrzehnte zurückliegende Mysterien wieder aufgerollt, wäre es in Hengasch so weitergegangen wie bisher.
Aber es scheint, als sei mit Sophie Haas auch die Kriminalität ins Eifeldörfchen gekommen. Wobei die Delikte sich nicht mit denen in Action-Filmen messen können. Sollen sie auch nicht. Selbst „Kidnapping light“ trägt in einem solchen Format über 45 Minuten.
Freilich: Der Erfolg der inzwischen eingestellten Serie „Mord mit Aussicht“ – nicht wegen schlechter Quoten, sondern wegen Unstimmigkeiten hinter den Kulissen – ist in erster Linie den Hauptdarstellern zu danken. Caroline Peters als Großstädterin, eine vom Dorf grundgenervte junge Frau, Bjarne Mädel hier nicht als „Tatortreiniger“, sondern als freundlicher Pantoffelheld mit etwas zu viel auf den Rippen, Meike Droste als junge Polizistin mit Ecken und Kanten, Petra Kleinert als nur vordergründig hausbackene Polizistengattin – und Hans-Peter Hallwachs als Sophies Vater, pensionierter Orthopäde mit trockenem Humor und speziellem Sinn für alternative Heilmethoden. Was sich in der Folge „Henghasch“ unmissverständlich zeigt …
Die Folgen der Serie gibt es zum Immer-Wieder-Ansehen auf DVD, auch den einzigen Film in Spielfilmlänge („Ein Mord mit Aussicht“). Der hat allerdings, im Unterschied zu den einzelnen Folgen, seine Längen. Ein wenig wirkt’s, als habe man das erfolgreiche Serienkonzept arg bemüht auf Spielfilmlänge gezogen.
Die Serie „Mord mit Aussicht“ ist in verschiedenen Ausgaben auf DVD erhältlich. Nicht verpassen sollte man die allererste Folge: „Ausgerechnet Eifel“
Text: Roland Bernd