Bekannt wurde er vor allem als Polizist Dirk Matthies im Vorabend-„Großstadtrevier“. Zuvor natürlich durch das mehrfach Oscar-nominierte „Boot“, später durch „Neues aus Büttenwarder“. Dem Butt in einer Neuverfilmung vom „Fischer und seiner Frau“ lieh er seine Stimme und machte das Märchen auf seine ganz eigene Art reizvoll. Denn Fedders Stimme erkannte man, ohne den Vorspann zu lesen. In einer anderen Neuverfilmung, der „Zürcher Verlobung“ von 2007, gab er den Zahnarzt, der an einem Panikpatienten fast verzweifelte. Aber nur fast.
Den Anfang nahm das alles tatsächlich am Theater. Oder sogar noch früher, in der Kneipe von Jans Vater. Den Hamburger Kiez hat er früh kennen- und lieben gelernt. In der Lieblingskneipe des erwachsenen Fedder hätte Matthies sicher öfters mal ermitteln müssen. Nein, Matthies war nicht Fedders alter ego. Fedder hat Matthies nur so authentisch hinbekommen, weil er ein exzellenter Schauspieler war.
Eine von vielen Überraschungen, mit denen diese Biographie aufwartet. Und es sind die Gegensätze, die Fedder so faszinierend machen. Der Publikumsliebling, der ein Autogramm schon mal auf eine seiner Zigaretten schrieb, wenn die Karten gerade aus waren – er war keineswegs everybody’s darling. Mit seinem langjährigen Freund Heinz Hoenig hat er sich entzweit – dessen Erfolg habe ihn schlicht zum persönlichen Nachteil verändert. Fand Fedder und zog Konsequenzen. Der liebende Ehemann, der erst mit Mitte 40 sein persönliches privates Glück fand, bestand bei aller Liebe auf getrennten Wohnungen. Anders sei es mit ihm nicht auszuhalten. Fand Fedder und blieb dabei.
Seine Autobiographie – Autor Tim Pröse war sein Wunschpartner – ist nun posthum erschienen. Das Manuskript konnte er, seit 2013 schwer krank und Ende Dezember 2019 verstorben, noch in Empfang nehmen. Witwe Marion pflegt sein Andenken, ganz sicher im Sinne ihres Mannes.
Der langjährige Kettenraucher machte um sein Laster nie ein Geheimnis. Schlimmer als Helmut Schmidt sei er darin – hat Fedder in „Alfredissimo“ vor vielen Jahren bekannt. Wie er Helmut Schmidt persönlich um den kleinen Finger wickelte und warum – das ist eine der vielen Anekdoten, die dieses Buch zu einem Lesevergnügen machen. Auch kulinarisch mochte er es gradlinig-einfach – bei seinem Vatertags-Eiersalat verlor sogar Alfred Biolek im TV ganz leicht die Contenance: Extrem viele Kalorien und pragmatisch-schnell angerichtet. Es war eher ein Mayonnaisesalat mit Eiern drin. Die Ernährungstrends waren zu der Zeit andere, aber um Trends hat sich Fedder ohnehin nie geschert.
Tim Pröse: Jan Fedder – Unsterblich. Die autorisierte Biographe. Heyne Verlag; 22 Euro