Warum Ronaldo kein Auto aus Maranello möchte …
Dem Vernehmen nach soll Oliver Kahn, die neue Nummer 2 im Tor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, in der Tiefgarage eines Münchener Nobelhotels einen schwarzen Superschlitten von der Sorte, wie sie nur in Maranello gebaut werden, disponiert haben, wenn sich der stressgeplagte Olli mal wieder ein wenig austoben will. Nicht nur dem Vernehmen nach hat selbiger Kahn jedoch auch im WM-Endspiel 2002 nach einem großartigen Turnier durch einen ziemlich heftigen Patzer gegen Brasiliens Stürmerstar Ronaldo den Titelgewinn der Südamerikaner eingeleitet. Der ehemals als bester Fußballer der Welt gepriesene Madrilene indes scheint zumindest was den fahrbaren Untersatz angeht, einen anderen Geschmack zu haben als der (frühere) Torwart-Titan.
Kannst Du mir davon einen auf die Seite legen, fragte er augenzwinkernd beim großen Audi-Showdown vor dem Brandenburger Tor in Berlin Stephan Grühsem, sozusagen die Sturmspitze in der Presseabteilung des Ingolstädter Herstellers. Gemeint war Audis jüngstes Glanzstück, die zweite Generation des Sportwagens TT. Ronaldo, der ohnehin noch als lernfähig in mancherlei Beziehung gilt, hatte seine Aufgaben für den Pflichtauftritt vor 500 Gästen inklusive großer Prominenz offenbar begriffen und einstudiert. Die Audi-Modelle, und insbesondere den TT, galt es, in den höchsten Tönen zu loben.
Was aber angesichts des neuen Sportlers aus Ingolstadt weder ihm, noch seinem ebenfalls eingeflogenen Real-Kollegen Zinedine Zidane, sonderlich schwer gefallen sein dürfte. Ebenso wie Bayern-Chef Karlheinz Rummenigge und Fußball-Deutschlands Hoffnungsträger Bastian (Schweini) Schweinsteiger. Denn die Marke mit den vier Ringen hatte sich im Beisein großer Namen wie Vizekanzler Franz Müntefering, dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund (Edi) Stoiber und anderer Politgrößen im Rahmen der Aktion Deutschland – Land der Ideen passend zur Fußball-WM im Juni und Juli mächtig ins Zeug gelegt. Eine Riesenskulptur des neuen TT wird jetzt den Platz vor dem deutschesten aller Bauwerke für die nächsten Monate zieren. Und Audi-Chef Martin Winterkorn strahlte an diesem Abend angesichts des permanenten verbalen Schulter-Geklopfes für sein Unternehmen natürlich wie die Karosserie seines neuesten Zugpferdes.
Das Automobil – es zeigt einen zehn Meter langen Audi TT – ist neben einem riesigen Paar glänzender Stollenschuhe und einer überdimensionalen Tablette das dritte Exponat, mit dem die Initiative Deutschland – Land der Ideen international für den Standort Deutschland werben will. Mit dem gigantischen Audi TT sollen die Leistungen der deutschen Autoindustrie hervorgehoben werden.
Dafür kann Ingolstadt in der Ära Winterkorn durchaus exemplarisch gelten. Nachdem bereits die erste Generation des TT (1998 bis 2006) zu einem durchschlagenden Erfolg wurde, dürfte der im Sommer auf den Markt kommende Nachfolger die Erfolgsgeschichte wohl fortschreiben. Zunächst wird Audi im September das Coupe auf den Markt bringen, ehe im kommenden Jahr der Roadster folgen wird.
Der neue Audi TT hat bei den Außenmaßen deutlich zugelegt: Er bringt es nunmehr auf eine Länge von 4,18 Meter (ein Plus von 13,7 Zentimetern) und eine Breite von 1,84 Meter (plus 7,8 Zentimeter). Das Kofferraumvolumen unter der Heckklappe umfasst 290 Liter, die bei umgelegten Rücksitzlehnen sogar auf 700 Liter anwachsen. Die Karosserie besteht zu 69 Prozent aus Aluminium, die restlichen 31 Prozent sind Stahlbauteile. Ab einer Geschwindigkeit von 120 km/h fährt automatisch ein Spoiler aus.
Zum Marktstart bietet Audi den TT mit zwei Benzinmotoren an: mit dem 2.0 Turbo-FSI Vierzylinder mit 147 kW/200 PS (ab 31.900 Euro) absolviert er den Sprint von Null auf 100 in 6,4 Sekunden und bringt es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Noch eins drauf setzt der 3.2 Liter V6 mit 184 kW/250 PS (ab 39.900 Euro), der den TT in 5,7 Sekunden auf 100 km/h katapultiert und den Vortrieb erst bei 250 km/h abriegelt. Im Vierzylinder erfolgt der Antrieb über die Vorderräder, im V6 kommt der Allradantrieb quattro zum Einsatz.
Text: Jürgen C. Braun