Wer auf einer Reise durch Irland nach Nordirland kommt und dort die Spuren bewaffneten Kampfs entdeckt, kann fürchterlich erschrecken. Immens ist der Kontrast zwischen gemütlichen Pubs, unversehrt scheinender Natur und freundlichen „B&B“-Gastgebern einerseits, provozierenden Graffiti und radikal anmutenden Plakaten andererseits.
Aber was steckt wirklich hinter dem, was an Eindrücken ankommt? Eine Antwort darauf gibt Brendan Behan, und diese Antwort ist auch 60 Jahre später noch aktuell. Er erzählt schonungslos, wie er in jugendlicher Naivität in diesen Kampf hineingeriet und das Ganze in Haft endete. Diese Haft („borstal“) gibt dem Buch seinen Titel, und das ist typisch für Brendan Behans Humor, für seine beißende Ironie. Mit Kritik an herrschenden Verhältnissen hält er nicht hinterm Berg.
Beim Lesen entwickelt man Sympathie für viele Menschen, die Behan beschreibt. Dass es ihm selbst nicht gelang, kriminell zu werden (er wurde rechtzeitig erwischt), empfindet man geradezu als Glücksfall. „Borstal“ lässt sich am besten mit „Besserungsanstalt“ übersetzen. Brendan Behan, der sechs Jahre nach Erscheinen des Buches erst 41-jährig starb, hat sich gebessert – freilich anders, als es die Obrigkeit sich vorstellte.
Brendan Behan: Borstal Boy. Kiepenheuer & Witsch Verlag; 12 Euro.