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Markus Frankl: Wer nichts wird, wird Wirt. How to open a Bar.
Rowohlt (rororo); 7,90 Euro.

Kaum etwas scheint einfacher, und so sagt es auch der Titel des Buches: Sind nahezu sämtliche Optionen gescheitert, um den Lebensunterhalt zu sichern – eine eigenene Kneipe wird's schon richten. Markus Frankl weiß,wovon er da schreibt: 1965 geboren, wächst er in die bunte Münchner Gastro-Szene hinein, absolviert – haarscharf am Scheitern vorbei und nur, um überhaupt mal etwas berufsmäßig zu tun – eine Lehre als Koch und eröffnet schließlich im Münchner Lehel gemeinsam mit einem Freund das Nage und Sauge. Da ist er schon 30 und mit der Perspektivlosigkeit seines bisherigen Daseins nicht mehr recht zufrieden.

Nun wohnt es sich im Lehel gut, aber die angesagten Kneipen der Stadt liegen doch woanders. Doch Frankls Riecher erweist sich als goldrichtig: Aus der heruntergekommenen Wirtschaft macht er ein schnuckliges Bistro und dabei so viel wie möglich selbst. Die Baumärkte der Stadt kennen ihn bald als treuen Kunden – das ist nicht nur preiswerter als eine komplett für viel Geld übernommene Einrichtung, mag die auch noch so hip sein: Es ist auch origineller. Auf der Suche nach einem nicht weniger originellen Speiseangebot entdeckt er Foccacias. Die italienischen Weißbrote sind Mitte der 90er-Jahre noch nahezu unbekannt in Deutschland und lassen sich gut und gerne vielfach variieren. Ja, und außerdem sind Markus Frankl und sein Partner Menschenfreunde. Der Gast ist ihnen kein lästiger Umsatzbringer, der nun eben zu ertragen ist, sondern die beiden sind wirklich kontaktfreudig. Ein Stammgast schafft es irgendwann zum Hausverbot, aber der verstößt auch gründlich gegen die guten Sitten. Heute ist das Nage und Sauge eine beliebte Adresse in München; auch Reiseführer haben das Bistro als Tipp entdeckt.

Markus Frankl schreibt all diese Erlebnisse witzig und federleicht auf. Er spart nicht mit Selbstironie. Ins Unernste verfällt er nicht dabei, und das macht ihn glaubwürdig. Rechnen sollte schon können, wer ein eigenes Lokal haben möchte. Eigene Vorstellungen, sprich: echte, keine bemühte Originalität, gehören auch zu den Grundzutaten, wenn das Vorhaben erfolgreich sein soll. Und sonst kommt noch das ein oder andere hinzu.

Fazit: Ein Taugenichts wird auch zum Wirt nicht taugen. Bringt man hingegen echtes Engagement und etwas kaufmännischen Menschenverstand mit, stehen die Chancen schon viel besser.

Und wichtig ist natürlich auch der Name. Den hat, ohne das ahnen zu können, Markus Frankls Bruder dem Bistro verpasst. Als Jugendlicher schrieb der eine Postkarte aus den Ferien an die zuhaus gebliebene Familie: Nage und Sauge gut stand unter anderem darauf, heißt: Speis und Trank sind okay. Und so ist es wohl auch in der Mariannenstraße im Münchner Lehel. Die Zahl der Gäste und Stammgäste spricht für sich – ein Sitzplatz ist schon Luxus …

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