Mit einem neuen in die Historie des 24-Stunden-Rennens eingehenden Rennverlauf schaffte KÜS-Markenbotschafter Timo Bernhard den Sprung nach ganz oben auf das Treppchen bei dem legendären Langstreckenrennen. Vorausgegangen war eine absolute Hitzeschlacht. Diese stand in der ersten Hälfte ganz im Zeichen des Zweikampfs zwischen Porsche und Toyota. Die rund 1000 PS starken LMP1 Prototypen hatten sich bereits in den Qualifyings nichts geschenkt. Und dementsprechend ging es am Samstag weiter.
Fight im Grenzbereich der Fahrphysik. Und dies bei Außentemperaturen, die die mehr als 200.000 Fans seit 2008 nicht mehr erlebt hatten. Rund 30 Grad zeigte das Thermometer und forderte Mensch und Material bis aufs Äußerste. Dieser Faktor sollte den Verlauf des Rennen mitbestimmen.
Die diffizile High Tech der Boliden, insbesondere das Vorderachs-System mit der Hybrid-Technologie einerseits, der Energierückgewinnung und -speicherung andererseits sorgte bei diesen äußeren Bedingungen – darin waren sich Insider einig – für reichlich Arbeit bei den Ingenieuren und Renn-Mechanikern von Porsche und Toyota. Aufwändige Reparaturen warfen die Boliden weit zurück. Betroffen auch Timo Bernhard. In 51 Minuten wechselte sein Team das komplette System. Ein Zeit und Rundenverlust, der normalerweise, sprich in den vorausgegangenen Jahren, in Le Mans nicht mehr auch nur in die Nähe des Podiums geführt hätte. Aber es sollte anders kommen. Denn gegen 1.00 Uhr am frühen Sonntagmorgen waren innerhalb von rund 20 Minuten auch die beiden führenden Toyota – augenscheinlich – von analogen Problemen betroffen und schafften es nur mit dem E-Antrieb nicht zurück in die Box. Circa vier Stunden vor dem Rennende funkte das Schwesterauto Öldruckprobleme – das Ende folgte wenige Minuten später.
Damit bekam die bis dahin laufende Aufholjagd von Timo Bernhard und seinen Team-Kollegen eine ganz neue Tragweite. Die Experten simulierten in Windeseile den weiteren Rennverlauf, mit den noch notwendigen Boxenstopps und Fahrerwechseln. Ergebnis: Bei einem Null-Fehler-Job auf der einen Seite und möglichst wenigen Slow-Zones, Gelb- und Safety Car-Phasen war es möglich doch noch zu gewinnen. Rund 10 Sekunden pro Runde machte Timo Bernhard, der als Team-Leader die letzten zwei Stunden bis zur schwarz-weiß-karierten Flagge fuhr, gegenüber dem bis dahin Führenden gut. Und kurz vor dem Ende entspannten sich die Gesichter in der Porsche Box zusehens: Das Unmöglich-geglaubte wurde Realität: Timo Bernhard fuhr den Porsche LMP1 als Gewinner über die Ziellinie.
Publikums-wirksam dabei die KÜS – auf dem Helm des neuen Le Mans Gewinners, der im Anschluss seine Emotionen eindrucksvoll artikulierte: Das ist alles noch völlig surreal für mich. Als ich 1999 als Junior zu Porsche kam, habe ich mich zu träumen getraut, dass ich vielleicht irgendwann einmal die Chance bekomme, in Le Mans um den Gesamtsieg zu kämpfen. Und dass ich dann hoffentlich auch noch gut genug bin, um es zu schaffen. Jetzt, 18 Jahre später, ist uns das gemeinsam gelungen. Die Auslaufrunde war sehr emotional für mich. Es wird dauern, bis ich das alles begreife.
Text und Bilder: Bernhard Schoke