90 Jahre Ring: Ein Blick in die Geschichtsbücher der „Grünen Hölle“

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Welch ein Blick in die Geschichtsbücher der „Grünen Hölle“. Drei Tage lang wurde am Wochenende in der Eifel das 90-jährige Jubiläum des Nürburgrings gefeiert. Mit einem Aufgebot an Rennwagen aus mehr als acht Jahrzehnten, das weltweit unvergleichlich ist.

Mehr als 500 Teilnehmer auf zwei und vier Rädern aus allen Rennklassen, allen Jahren und Jahrzehnten bis zurück in die 1930er Jahre gaben sich an diesem Wochenende auf der Nordschleife und auf der Grandprix-Strecke ein Stelldichein. Viele davon noch einmal im sportlichen Wettkampf, andere dagegen eher gemächlich in einer Gleichmäßigkeitsprüfung. Doch die „alten Herrschaften“ waren auch nur als nicht mobiles Anschauungsobjekt im alten Fahrerlager ein faszinierender Anblick.

Alleine über 120 Wagen der Baujahre 1920 bis 1939 hatten den Weg ins alte Fahrerlager der legendären Rennstrecke in die Eifel gefunden. Dorthin, wo noch die Boxen der Helden aus den ersten „Ring“-Jahrzehnten wie Rudolf Caracciola, Bernd Rosemeyer, Manfred von Brauchitsch, Tazio Nuvolari oder Juan Manuel Fangio nebeneinander stehen. Heute, Jahrzehnte später, sind sie Obhut für die „Vintage race cars“, die mittlerweile von den Enkeln der ersten Piloten gefahren werden. Und selbst diese „knabbern“ mittlerweile schon an der Rente.

Genau dort stand am Wochenende ach noch einmal der legendäre Mercedes-Benz Typ S, ein Kompressor-aufgeladenes Fahrzeug, mit dem Rudolf Caracciola am 19. Juni 1927 das Eröffnungsrennen gewonnen hatte. Schauplatz der Vorkriegsfahrzeuge war damals die legendäre Nordschleife. Jetzt traten die Zeugen der Vergangenheit zur Erinnerung an die großen „Ring-Schlachten“ der Gründerzeit zu einem Demolauf der Grandprix-Strecke an. Das monotone tiefe Brummen der großvolumigen, mächtigen Boliden und das permanente sonore Geräusch des Fahrerfeldes sind bei aktuellen Motorsport-Veranstaltungen – gleich welcher Art – längst nicht mehr zu hören.

Die Fahrer der Mercedes, Bentley oder Bugatti gingen denn auch noch dem klassischen Le-Mans-Start ins Rennen. Das heißt, sie liefen zu ihren mit laufendem Motor startenden Fahrzeugen, steigen ein und brausten dann davon. Kenner und Könner wie der „Ring-König“ Klaus Ludwig, Jochen Maass oder Roland Asch pilotierten die Kostbarkeiten aus dem Mercedes-Benz-Museum: Wagen, die die Stuttgarter aus diesem Anlass mit in die Eifel gebracht hatten.

Doch auch Tourenwagen, Formel-2-Fahrzeuge oder historische GT-Fahrzeuge standen an diesem Wochenende im Fokus des Geschehens in der Eifel. Genauso wie Motorräder der Jahre 1927 bis 1950 im Rahmen der „Bike Heroes“-Serie. Ein Schauspiel der ganz besonderen Art waren die Mercedes-Benz 300 SL (steht für Super leicht) der Rudolf Uhlenhaut Trophy. Der Ingenieur und Entwickler gilt heute noch als der Vater des wunderschönen Mercedes SL und der legendären Silberpfeile.

Auch Rudolf Caracciola, der Sieger des Eröffnungsrennens am 19. Juni 1927, hat seit dem vergangenen Wochenende den ihm zustehenden Platz in der Ahnengalerie des Nürburgrings gefunden. Gleich neben der Büste von Wolfgang Graf Berghe von Trips wurde am Freitag eine Stele des Remagener Kaufmans-Sohns enthüllt. Im Beisein seines Großneffen Thomas Caracciola übrigens.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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