An Reiseführern zu beliebten Zielen herrscht kein Mangel, und wer aus dem breiten Angebot herausragen will, muss sich was einfallen lassen. Den Menschen hinter dem Projekt ScottyScout ist das gelungen. Hier schreiben Menschen, die in der porträtierten Region leben, über ihre Lieblingsplätze. Aus dieser Perspektive nachverfolgt, erlebt man das, was man nicht häufig findet und auch gar nicht erwartet.
Neu erschienen ist ein ScottyScout zu zwei Inseln, die sich seit etwa zwei Jahrzehnten zunehmender Beliebtheit erfreuen, längst keine Geheimtipps mehr sind und doch noch viel Unbekanntes und Unentdecktes bereithalten: Rügen und Hiddensee. Übersichtlichkeit ist garantiert – ein Beitrag umfasst eine Doppelseite.
Es wird Sommer. Ohne Frage, ob nun sonnenverwöhnt, unbeständig oder unter Dauerregen. Mit dem Sommer kommt die Reiselust. Für all jene, die das Meer lieben, die Ostseeküste schätzen, schon kennen oder kennenlernen möchten, bedeutet dies: Urlaub auf den Inseln Rügen und/oder Hiddensee. Lange Strandspaziergänge, erhabenes Staunen an den Kreidefelsen, Fischbrötchen essen im Hafen, einsame Sonnenuntergänge am Meer und turbulente Nächte unter Störtebekers Flagge. Vieles werden reiseerfahrene Inselfans schon kennen, manches Neue bleibt zu entdecken, zu besuchen oder zu erleben.
Wer Neues sucht und Altvertrautes gleichfalls mag, ist mit dem Ausflugsführer Rügen & Hiddensee von ScottyScout bestens auf die Inseln vorbereitet. Sieben Autorinnen und Autoren, die am Meer groß wurden, der Arbeit oder der Liebe wegen herzogen oder die die Sehnsucht jedes Jahr her weht, beschreiben, was sie selbst lieben, entdeckt, geschmeckt und ausprobiert haben. Als lokale Scouts reisen, wandern, genießen sie mal allein, mal mit Kindern oder Freunden und haben sich einen subjektiven Blick bewahrt – ohne die Begeisterung für die traditionellen Sommerfrischler-Freuden zu vernachlässigen.
Gerade das Individuelle, die Vielfalt der Sichtweisen, die Mischung aus Nostalgiefahrt mit dem Rasenden Roland und Fischvariationen in Lauterbach, aus Interview mit Klaus Störtebeker und Sommerpalast auf Hiddensee unterhält und informiert die Leserschaft. Hier schreiben Kenner, Genießer, Insel-Liebhaberinnen und Liebhaber, touristische Übertreibungen meidend, mit einer tiefen Zuneigung zum Schönen und dem Wunsch, andere an dieser Empfindung teilhaben zu lassen. Ihre Wahrnehmungen sind durch ihre eigenen Vorlieben gebildet. Das kann jeder lesen. Sie müssen nichts empfehlen oder schönreden, sie erzählen einfach, was sie erlebt haben. Sie zeigen ihre Kraftplätze, begegnen Insulanern im Alltag, nehmen die Leser gerne mit. Das inspiriert und weckt Neugier und Lust, selbst auf Entdeckungstour zu gehen. Leser können beim Durchblättern an einem Foto oder einer Überschrift hängen bleiben oder sich an den acht Rubriken orientieren: Wege & Entdeckungen, Geschichte, Essen & Trinken, Flora & Fauna, Kunst & Kultur, Ruhe & Entspannung, Menschen & Meinungen, Kind & Kegel. Jeder Beitrag ist mit einem „Gut zu wissen“-Tipp zu Öffnungszeiten, Adressen, Links etc. versehen, Übersichtskarten und GPX-Routen erleichtern die Orientierung.
Der Reisebegleiter ist leicht und handlich, Schriftgröße und Druck sind gut lesbar und klar strukturiert. Ein Beitrag umfasst eine Doppelseite. Das Buch braucht wenig Platz, passt in fast jede Tasche oder Rucksack und man hat für unterwegs schnell eine Empfehlung parat.
Nun ist es mit Reiseführern nicht ohne Tücken: Kaum aus dem Druck gekommen, kann mancher Inhalt schon veraltet sein. Das liegt in der Natur der Sache. Dieser Gefahr entgeht der ScottyScout, indem der Ausflugsführer online weitergeschrieben wird (http://scottyscout.com/mecklenburg-vorpommern/). Wer also technisch entsprechend ausgerüstet unterwegs ist, kann dort topaktuell nachlesen, was es Neues gibt. Die Begeisterung, die das erzeugt, ist nicht wetterabhängig. Versprochen!
ScottyScout Rügen & Hiddensee. So gesehen.
10,90 Euro.
Autor/innen: Gaia Born, Nadine Förster, Linda Holfeld, Janet Lindemann, Bianca Lohr, Gabi Lorenz und Karsten Neubert.
Übrigens: Der Reiseführer kann sowohl online als auch über den stationären Buchhandel bezogen werden.
Text: Editha Weber