CD-Tipp – Ringsgwandl: Andacht und Radau

Er könnte längst berentet sein und finanziell sorglos leben von dem, was nach der aktiven Dienstzeit monatlich aufs Konto kommt. Oberarzt in der Kardiologie war er, und er war liebend gern als Arzt tätig. Sagt Georg Ringsgwandl selbst im Rückblick. Aber Sorglosigkeit, Bequemlichkeit und Routine sind nichts für ihn. Mitte 40 war er, verheiratet und Vater von drei Kindern, als er den Arztkittel gegen bunte Kostüme tauschte und das Stationszimmer gegen die Kleinkunstbühnen.

Unversehens ist er 70 geworden, was man ihm weder ansieht noch anhört und meldet sich wenige Monate nach dem runden Geburtstag mit eine neuen Produktion zurück: „Andacht und Radau“ klingt ja schon programmatisch in eigener Sache. Und wenn die Tracklist dann Titel umfasst wie „Wos is mit de Leit los?“ oder „Digitales Proletariat“, dann weiß man: Der Typ hat nichts von seinem Biss und seiner scharfen Beobachtung verloren. Die Musiker um ihn herum sind deutlich jünger als Ringsgwandl selbst, was allen zur Ehre gereicht. Und trotz seiner ausgeprägten Sprachfärbung versteht – und schätzt – man ihn quer durch die Republik.

Als Arzt sei er ein Pedant gewesen, hat Ringsgwandl selbst gesagt. Als Musiker ist er’s wohl auch, denn alles passt hier zusammen. So ein Ergebnis kriegt man nur hin, wenn man sorgfältig daran arbeitet.

Stillstand und Selbstzufriedenheit findet er nach eigener Aussage furchtbar. Gut so. Denn das lässt vermuten, dass wir von Georg Ringsgwandl noch viel hören werden.

Georg Ringsgwandl: Andacht und Radau. (Blanko)

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