Eine Autofahrerin steht im Mittelpunkt eines besonders schlimmen Fallbeispiels, das Andreas Winter zur Erläuterung seines Anliegens heranzieht: das Phänomen Angst zu erklären und Abhilfen aufzuzeigen. Dabei genügen schon harmlosere Vorfälle, damit Angst als quälend und lähmend empfunden wird – im Straßenverkehr, natürlich, bei bevorstehender Prüfung, vor Spinnen, vor den negativen Schlagzeilen in Zeitungen … die Anlässe für Angst sind wahrscheinlich nicht mehr zu zählen. Achtung: Die Rede ist von unbegründeter Angst – nicht von jener Angst, die wir brauchen, damit sie uns vor Gefahren schützt.
Als Gründe für Angst macht Andreas Winter eine Konditionierung verantwortlich, die in frühen Lebensjahren, vielleicht schon im Mutterleib beginnt. Das klingt wie ein alter Hut, schon so oft gehört. Anhand verschiedener Übungen zeigt er aber auch Möglichkeiten, den eigenen Ängsten zu begegnen. Während Angst oft ein diffuses Gefühl ist, rational nicht zu erfassen, geht es Winter auch darum: Welche konkreten Aussichten machen einem Menschen Angst, welche Konsequenz wäre als worst case denkbar? Besonderes Augenmerk richtet er auf Panikattacken, die längst keine seltene Erkrankung mehr sind.
Wer von Ängsten geplagt wird, kann dieses Buch mit Gewinn lesen. Eine adäquate therapeutische Behandlung ersetzt es naturgemäß nicht. Dass der Autor seine Überzeugungen mitunter fast ein wenig zu selbstbewusst darlegt, mindert deren Wert nicht.
Unbedingt lesen sollte man das Vorwort von Jürgen Fliege, Pfarrer und früherer TV-Talkmaster. Anders als üblich, ist es nicht nur eine wohlwollend-allgemeine Hinführung zum Thema, sondern bereits eine konstruktiv kritische Auseinandersetzung mit dem, was Sie auf den folgenden Seiten lesen werden. So selbstbewusst Autor Winter formuliert, zeigt er mit diesem Gast-Vorwort auch, dass er mit Kritik gut umgehen kann.
Andreas Winter: Was deine Angst dir sagen will. Blockaden verstehen und überwinden. Mankau Verlag; 9,95 Euro.