Buchtipp – Gerritsen: Totenlied

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Schon im Eingang steigt mir der Geruch nach alten Büchern in die Nase, ein Hauch von sprödem Papier und abgegriffenem Leder. Die anderen Antiquitätenläden, an denen ich in dieser kopfsteingepflasterten Gasse vorbeigekommen bin, hatten alle wegen der Hitze ihre Türen geschlossen und die Klimaanlagen eingeschaltet, aber hier steht die Tür weit offen, wie um mich zum Eintreten aufzufordern. Es ist mein letzter Nachmittag in Rom, meine letzte Gelegenheit, ein Souvenir von meiner Reise mitzunehmen.

Freilich gibt es Urlaubssouvenirs, die etwas auslösen, das niemand will. Und so scheint es auch mit einem Notenblatt, einer Komposition, zu sein. Was bleibt also übrig, als der Angelegenheit nachzuspüren? Denn: Dass die Violinistin, die die Noten gekauft hat, diese ganz einfach nach Herzenslust spielt – das funktioniert nicht.

Tess Gerritsen scheint nichts Menschliches fremd, schon gar nicht Abgründe. Ihre Spezialität ist es, umgewöhnliche Stoffe in ungewöhnliche Handlungen zu bringen. Kein leichtes Unterfangen, zumal der Markt an Krimis und Thrillern inzwischen alles andere als arm ist. Mag sein, dass ihr früherer Beruf der längst etablierten Bestsellerautorin beim Ersinnen und Aufschreiben hilfreich ist: Tess Gerritsen ist ausgebildete Ärztin.

Tess Gerritsen: Totenlied. Limes Verlag; 14,99 Euro.

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