Buchtipp – Nissen: Limeswandern

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Die Römer bewachten ihr riesiges Reich mit einer gut 5.000 km langen Außengrenze überall dort mit großem Aufwand, wo streitfreudigeNachbarn zu Überfällen neigten.

So weit eine Tatsache, die – vielleicht etwas weniger flapsig – auch im Geschichtsunterricht genannt werden könnte. Aber was macht der Mensch von heute für seinen Urlaub daraus?

Wenn er will: eine Wandertour, oder auch mehrere. Die Möglichkeiten reichen vom richtig sportlichem Wandern, das eine gewisse Konstitution, Erfahrung und sicher auch Abstriche an alltäglichen Luxus erfordert, über die eher gemütliche Tagestour, bei der alle Familienmitglieder auf ihre Kosten kommen. Und wer's nicht so sportlich, aber naturverbunden liebt, dem verspricht Autor Klaus Nissen sogar die mögliche Begegnung mit einem südamerikanischen Kleinkamel.

Die Routen führen immer entlang jener Außengrenze, die seinerzeit vor den zänkischen Nachbarn schützen sollte, was zugegeben eine eher verharmlosende Formulierung ist. Ein Blick in die Liste der Routen zeigt die unglaubliche Vielfalt, die man sicher erst durch dieses Buch erfährt – das steht nicht im Geschichts-Lehrplan: Der Rhein, der Westerwald, die Lahn, die Wetterau, der Odenwald werden aufgeführt. Und nicht zuletzt das Hanauer Land, was eine besondere Erläuterung verdient: Lange war die Stadt mit Atomkraft in den Schlagzeilen, sodass das entsprechende Kapitel hier fast einer Image-Korrektur gleichkommt.

Natürlich widmet sich der Autor auch der Gastronomie, die – fernab aller Laden- und Restaurantketten, deren Filialen sich nicht wirklich unterscheiden – in der gesamten beschriebenen Region tatsächlich blüht. Gewarnt sei an der Stelle vor dem hessischen Apfelwein: Gekühlt, stilecht im Gerippten (Glas) schmeckt er vorzüglich. Er sollte aber mit einer deftigen Mahlzeit genossen werden, an denen speziell die hessische Küche nicht arm ist. Und Ungeübten sei Vorsicht im Genuss angeraten – es könnte sonst im berüchtigten Kopfkarussell enden. Wer sich nicht für eine der sportlichen Varianten, sondern die gemütliche Tagestour entscheidet, muss das vielleicht nicht so ganz eng sehen…es ist ja hernach keine Etappe mehr zu Fuß zu bewältigen.

In Zeiten von Fernreisen, preiswerten Flügen und Internationalisierung wirken gerade solche Empfehlungen regelrecht exotisch – und das macht das Konzept der Reiseführer so sympathisch.

Klaus Nissen: Limeswandern. Von Rheinbrohl bis Miltenberg. Peter Meyer Verlag; 16,95 Euro.

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