CD-Tipp – Distelmeyer: Songs From The Bottom

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Ganz unten – so lässt sich Rock Bottom frei übersetzen. Und einen Pop-Song mit diesem Titel gibt Jochen Distelmeyer (wenn man den Namen nicht direkt einordnen kann: der Ex-Frontmann von Blumfeld) als eines der Vorbilder zu seinem Album an. Das bedarf einer Erklärung: 1977 trat beim Grand Prix Eurovision de la Chanson für Großbritannien ein Duo an. Deren schmissiger Song konnte ebenso wenig wie der very british auftretende Dirigent (Ronnie Hazlehurst, mit einem Regenschirm dirigierend) darüber hinwegtäuschen, dass Lynsey de Paul und Mike Moran die Situation ihres Landes aus ihrer Sicht beschrieben. Einem vor wenigen Jahren erschienenen Zeitungsbericht in Großbritannien zufolge soll sogar die BBC selbst über den Song not amused gewesen sein. Rock Bottom eben.

Es wäre spannend gewesen, hätte Jochen Distelmeyer sich diesen Song vorgenommen. Aber auch ohne ihn liest sich die Liste der Originale, die er covert (das war eine bewusste Entscheidung) beeindruckend. Britney Spears’ „Toxic“, „Video Games“ von Lana Del Rey, unvergessene Bitter Sweet Symphony von The Verve, dazu Kris Kristofferson, Al Green, Avicii, Joni Mitchell und Radiohead. Aus jedem Titel macht er etwas Besonderes. Ob es um gesellschaftliche Betrachtungen geht oder die seelischen Tiefen, die ja auch Abgründe sein können, mag jede(r) für sich interpretieren.

Ungewöhnlich ist die Entstehung des Albums: Einige der Titel aus dem Album waren Teil seines Programms, als Distelmeyer seinen Roman Otis vorstellte. Aus dem Publikum kam schließlich mehrfach die Anregung, das nicht nur live vor Publikum zu singen, sondern auf einem Tonträger festzuhalten. Es wird wohl nicht bei einem Album bleiben: Vol. 1 steht ausdrücklich auf dem Cover.

Übrigens: Das Lied von Lynsey De Paul und Mike Moran wurde von den Juroren offenbar ganz anders eingeschätzt als von der BBC. Rock Bottom wurde Nr. 2. Nur Marie Myriams Chanson vom Kind und dem Vogel (L'oiseau et l'enfant) bekam mehr Punkte – und dabei weniger Höchstwertungen als das britische Duo.

Jochen Distelmeyer: Songs From The Bottom. Vol. 1. (Four Music/Sony).
Foto: Sven Sindt

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