Bei Ihnen piept‘s wohl: Persönliche Erfahrungen mit dem Nissan e-NV200

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Stromer sorgen für Spannung. Nicht nur als Alternative einer individuellen Mobilität zum Verbrennungsmotor, sondern auch im übertragenen Sinne: Denn bei der Diskussion um das Für und Wider einer sinnvollen Nutzung regenerativer Energien kommen die Argumente nicht immer „im Gleichstrom“, sondern oft auch im heftigen „Wechselstrom“ aus dem Speicher. Die erforderliche Schonung unserer natürlichen Energie-Ressourcen steht derzeit noch im krassen Widersatz zu ganz simpler, aber elementarer Alltagsproblematik. Also da wären ein (sehr) hoher Anschaffungspreis, eine oft (zu) geringe Reichweite des Fahrzeugs, und eine unzureichende öffentliche Infrastruktur an Ladestationen. Dennoch ist die Nachfrage nach reinen Elektro-Fahrzeugen, wie auch nach Plugin-Hybriden seit der Ankündigung der Bundesregierung, eine Kaufprämie für Elektrofahrzeuge einzuführen, sprunghaft angestiegen. Mögliche Kaufinteressenten seien in der Tat „wie elektrisiert“, erklärt der Branchendienst „meinauto.de“. Danach sei die Nachfrage innerhalb der beiden ersten Wochen nach der Ankündigung des finanziellen Anreizes um das Fünffache gestiegen. Was nicht nur bei Privathaushalten, sondern auch bei kleineren und mittleren Gewerbe-Treibenden der Fall sei. Wir fuhren als Fallbeispiel einen Kleintransporter als reinen Stromer: Den Nissan e-NV200.

Der japanische Autobauer kombiniert dabei die Karosserie des vor sechs Jahren eingeführten Kastenwagens NV200 (mit Diesel- oder Ottomotor) mit dem Antriebstrang des Marken-eigenen Elektroautos Leaf. Der Nissan Leaf ist derzeit das meistverkaufte Elektro-Auto weltweit. Passend zu diesem Superlativ packt Nissan beim Nfz-Stromer weitere Höchstwerte obendrauf: Der e-NV200 habe – auch als Stromer – die größten Innenraummaße seines Segmentes. Demnach verfügt der Handwerksmeister oder der Klein-Spediteur auf einer Länge von 4,56 Metern über einen Nutzraum von 4,2 Kubikmeter. Hintereinander gelegt, finden dort zwei Euro-Paletten Platz. Hinzu kommt der Vorteil einer niedrigen Ladekante (52 Zentimeter).

Gestartet wird das Auto per Knopf. Zu hören ist das nicht, erkennen kann man es nur an den daraufhin aufleuchtenden Digitalinstrumenten. Legt man als Erstes den Rückwärtsgang ein, tut der e-NV das, was Elektro-Fahrzeuge auch auf dem US-Markt und auf dem „fünften Kontinent“ in Australien tun: Er macht durch einen feinen, anhaltenden Pieps-Ton auf sich aufmerksam. Vorsicht ist halt auch und gerade bei einem völlig lautlosen Fahrzeug die Mutter der Porzellankiste.Nissan gibt je nach Beladung des Kastenwagens und nach Nutzung oder Nichtnutzung stromfressender Aggregate eine Reichweite zwischen 120 und 170 Kilometern an. Das Laden des Akkus erfolgt entweder über eine übliche Haushalt-Steckdose, wobei „Strom tanken“ acht bis zehn Stunden dauert. Schneller geht es entweder an einer so genannten Wallbox (vier Stunden) oder per Schnellladung an einer Ladestation: Nach knapp einer halben Stunde ist der Akku dort zu 80 Prozent voll. Eine völlige Aufladung ist zum Schutz der Batterie dort nicht möglich. Der Hersteller gibt an, dass die Batterien nach etwa 3500 Ladevorgängen noch 80 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit besitzen. Auf den Akku gibt er fünf Jahre Garantie.

Eine volle Batterieladung kostet nur etwa 2,50 Euro. In Städten ab einer bestimmten Größenordnung kommt in absehbarer Zukunft ein weiteres Privileg hinzu: Dort dürfen Elektromobile bald die Busspuren nutzen oder sparen wegen des CO2-freien fahrens die für Verbrenner übliche Citymaut. Unsere persönlichen Erfahrungen während des Testbetriebes: Es war ein sehr entspanntes und auch zügiges Vorwärtskommen. Denn das Elektroauto hat im Vergleich zu einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor den Vorteil, dass der Drehmoment nahezu sofort verfügbar ist. Das ergibt beim Betätigen des Gaspedals so eine Art domestiziertes „Kavaliersstart-Feeling.“ Wer sich mit einem Elektro-Auto, das noch die Ausmaße eines 3,5-Tonners hat, im Alltagsverkehr mit Diesel- oder Ottomotor-Autos bewegt, muss für andere Verkehrsteilnehmer, also auch für Radfahrer und Fußgänger, mitdenken. Das Fahrzeug macht sich akustisch nicht bemerkbar. Es sei denn, man fährt beim rangieren im Rückwärtsgang. Das ergab ab und zu bei einigen Passanten einen „Huch-wo-kommt-denn-der-her?“-Effekt!

Zu den Preisen: Unser Testfahrzeug e-NV200 Kastenwagen Premium (siehe technische Daten) kostete mit Batteriekauf 36.111 Euro. Bei Batterie-Leasing beträgt der Preis 30.211 Euro. Zur Serienausstattung gehören eine Schiebetür hinten rechts, Rückfahrkamera, Schnellade-System, ABS, Bremsassistent, und der Schleuderschutz ESP. Die Hecktüren sind im Verhältnis 60/40 geteilt, die Trennwand ist verblecht, der Öffnungswinkel beträgt 180 Grad. Eine zusätzliche Schiebetür auf der Fahrerseite kostet 290 Euro. Das Dual-Display informiert über die restliche Reichweite, den Energieverbrauch und die Kapazität der Batterie.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

Technische Daten Nissan e-NV Kastenwagen Premium

Motor: Elektromotor
Leistung : 109 PS
Max. Drehmoment: 254 Nm
Getriebe: stufenloses Automatikgetriebe
Antrieb: Vorderrad
Batteriespannung: 360 V
Batteriekapazität: 24 kw
Länge / Breite / Höhe: 4,56 / 1,75 / 1,84 Meter
Radstand: 2,73 Meter
Leergewicht: 1480 kg
Zulässiges Gesamtgewicht: 2.250 kg
Höchstgeschwindigkeit: 123 km/h

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