Für den derzeit schnellsten Wüstenpiloten war es, das Endergebnis zeigt es deutlich, wohl eher eine der leichteren Übungen. Aus der kundigen Weltspitze hatte er lediglich Yazeed Al Rajhi und Wladimir Vasiliyev auf den Minis zu fürchten. Zu fürchten? Beide Kontrahenten taten alles, wirklich alles, um dem Vorfahrer das Leben in Sand und Schotter zu erschweren. Mehr aber auch nicht. Gegen die Fahrmaschine Al Attiyah und seinen vor Kraft strotzenden V8-Toyota Hilux des Gazoo-Teams aus Südafrika war einfach kein Kraut und kein Gras gewachsen.
Doch trotz aller Rivalität während der anspruchsvollen Wüstentour in Qatar ist es irgendwie erfreulich und auch beruhigend, dass sich die Spitzenfahrer untereinander – wohlgemerkt nach dem Rennen – stets achten und gut verstehen. Also: Einige aus der Weltspitze waren nicht von der Partie, Peugeot glänzte durch Abwesenheit, man bereitet wohl eher den nächsten Dakar- Sieg 2017 schon vor. Damit fehlen eben auch Peterhansel, Sainz und Loeb, die den Toyota- und Mini-Teams das Leben zur Hölle hätten machen können. Al Attiyah zirkelte seinen Hilux vier Mal an 5 Tagen als Erster über die Ziellinie. Am letzten Tag ließ er es betulich angehen und überließ Yazeed Al Rajhi (Mini) großherzig einen Tagessieg. Anfangs tobte der zum X-raid-Team zurückgekehrte verlorene Sohn Vasiliyev, der für ein Jahr etwa zur Konkurrenz Toyota übergelaufen war, noch um die Spitze mit, hatte mehrere Reifenschäden, verfuhr sich auch mal, was allerdings auch anderen Teams passierte, wurde schlussendlich Dritter. Toyota Teamchef Glyn Hall hatte seinen Toppfahrer bestens eingestellt und der Hilux stand nicht minder gut im Futter. Inzwischen hat sich der Qataris Copilot Mattheu Baumel zu einem der wenigen Spitzenbeifahrer gemausert und harmoniert bestens mit Al Attiyah. Besonders erwähnenswert ist noch die Fahrt von Jutta Kleinschmidt und ihrem neuen Co Philipp Beier (kommt wohl aus der Lkw-Wüsten-Rennszene), die beide auf dem kleinen, wendigen und inzwischen auch ordentlich motorisierten Buggy auf Mini-Basis des X-raid-Teams eigentlich, nach Aussage von Teamchef Quandt, nur dabei sind, um Testfahrten für Weiterentwicklungen mitzumachen. Seit der letzten Dakar (Zebra-Buggy) hat er an Kraft und Zuverlässigkeit spürbar gewonnen und Frau Kleinschmidt kann all ihre jahrzehntelange Erfahrung in die Waagschale werfen. Was sie auch erfolgreich getan hat: einen formidablen 5. Gesamtrang einzufahren. Gegen weitere Toyotas, mehrere Hummer-3-EVO III und VIII und endlos viele Nissans unterschiedlicher Bauart.
Gegen Ende Juni geht es dann im FIA-Worldcup weiter bei der Baja Italia rund um das Alpenstädtchen Pordenone. Mal sehen, ob die arabischen Wüstenkönige sich auf europäischen Pisten genauso wohl fühlen …
Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: Teams