Tramfahrer ermitteln Europameister

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Mensch, das gibt es doch gar nicht. Gibt es doch, in Berlin, auf dem Gelände der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Stadtbezirk Lichtenberg: Bereits zum fünften Mal ermittelten Straßenbahnfahrer-Duos ihren Europameister. Gastgeber war heuer die Metropole an der Spree. Teilnehmer aus 27 Teams und 17 Nationen rangen in fünf Disziplinen um den Titel. Dabei ging es bei den Wettkämpfern aus Rotterdam, Barcelona, Budapest, Dresden, Leipzig, Stuttgart, Frankfurt/Main, Paris, Stockholm, Helsinki, Florenz, Wien oder Teneriffa um Präzision, Millimeter und Sekunden. Das einmalige Spektakel zog um die 20.000 Schaulustige an. Der Bewerb gehört zu den ungewöhnlichsten Branchentreffen.

Am Vortag hatten die Teilnehmer Zeit, sich mit den Straßenbahnen der BVG vertraut zu machen. Beim Wettkampf fuhren sie mit der Flexity Berlin und einem älteren Modell, der Tatra KT4D. 32 Meter lang waren die Bahnen. Das Berliner Team hatte dennoch keinen Heimvorteil, denn die Straßenbahnen in Europa ähneln sich stark. Mit der Tram-EM sollen die Fahrer auch ein bisschen aus der Anonymität ihrer Fahrerkabine geholt werden. Zum ersten Mal waren 2016 alle Teams mit je einem Fahrer und einer Fahrerin besetzt.

27 Zweierteams aus 17 Ländern fuhren auf ULFs – Ultra Light Floor Straßenbahnen. Sie mussten dabei beweisen, wie gut sie ihr Handwerk, das Straßenbahnfahren, beherrschen: Keine Rekordgeschwindigkeiten, sondern Präzision und Genauigkeit waren gefragt. Berlin hat die älteste elektrische Straßenbahn der Welt, im Spree-Athen wurde quasi das Straßenbahnfahren erfunden.In fünf Wettkampfdisziplinen ermittelten die Straßenbahnfahrer auf einem 150 Meter langen Parcours den Champion. Dazu gehörten Tempo, Bremstechniken und das Tram-Bowling, bei denen die Straßenbahnen riesige Kugeln auf Plastikkegel stoßen müssen, also Präzision auf höchsten Level: bremsen, halten und rangieren.

Bowlen war die Spaßdisziplin. Ohne großes Risiko, denn die Kugel besteht aus weichem Nylon. Leicht war die Aufgabe trotzdem nicht, wie die Praxis zeigte. Neu erfunden wurden die Disziplinen auch nicht: Zielbremsen, exakter Halt, seitlicher Abstand, verdeckter Tacho und das Bowlen standen auf dem Programm. Den Pokal gewann das Team aus Budapest, vor ihren Kollegen aus Leipzig. Vorjahressieger Rotterdam belegte Rang „7“, das Berliner Duo kam auf Platz „11“.

Gastgeber der nächsten Tram-EM ist Teneriffa.

Text und Fotos: Erwin Halentz

Scroll to Top