Zum 60. Geburtstag des Goggomobils gibt es im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München die Sonderausstellung „Goggo macht mobil“. Dabei werden bis zum 18. Oktober fast alle zwischen 1955 und 1967 in Dingolfing und von Lizenznehmern in Spanien und Australien gebauten Goggomobil- und Glas-Modelle gezeigt.
Ursprünglich als Landmaschinenfirma gegründet, begann die Hans Glas GmbH nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Motorroller zu bauen. Bald wollte man aber nicht mehr nur auf zwei, sondern „kippsicher“ auf mehr Rädern fahren und ein Dach über dem Kopf haben. So brachte Glas 1955 das Goggomobil auf den Markt und nutzte dafür auch den Kosenamen eines seiner Söhne. Ab 1958 folgten größere Fahrzeuge – doch keines von ihnen konnte an den Erfolg des Kleinsten anknüpfen. Nur ein gutes Jahrzehnt spielte die Firma in der deutschen Automobilindustrie mit, bevor sie 1967 von BMW übernommen wurde.
Bis 1956 gab es außerdem den ab 16 Jahren preiswert allein nach einer Theorie-Prüfung erhältlichen Führerschein der „alten“ Klasse vier. Damit durften nicht nur Traktoren und leichtere Motorräder, sondern alle Fahrzeuge mit maximal 250 Kubikzentimeter Hubraum gefahren werden. Ältere Besitzer dieser Führerscheine scheuten oft die zusätzliche praktische Fahrausbildung bei der Klasse drei und fuhren deshalb neben Kleinfahrzeugen wie BMW Isetta, Fuldamobil, Heinkel-Kabine, Messerschmitt-Kabinenroller, Victoria Spatz oder Zündapp Janus vor allem das Goggomobil.
Letzteres sah nicht nur wie ein „richtiges“ Auto aus – mit nur 2,90 Meter Länge und 1,28 Meter Breite bot das 1,31 Meter hohe Fahrzeug auch Platz für bis zu fünf Personen, hatte aber keinen Kofferraum. Sein 10 kW/14 PS starker Zweizylinder-Zweitaktmotor reichte für etwa 75 km/h Höchstgeschwindigkeit und im Durchschnitt wurden etwa 4,5 Liter Benzin-Ölgemisch verbraucht. Der Grundpreis lag knapp über 3.000 DM, weltweit wurden mehr als 210.000 Limousinen verkauft.
Zur Eröffnung der Goggo-Sonderausstellung erklärte Bettina Gundler, Leiterin des Verkehrszentrums, den Erfolg: „Das kleine Auto bediente in der Wirtschaftswunderzeit die Bedürfnisse nach Automobilität auf einfachem Niveau und für den kleinen Geldbeutel. Das Goggomobil steht für den schnellen Wandel Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg: Verkehrsgeschichtlich zur automobilen Gesellschaft und sozialgeschichtlich zur Konsumgesellschaft, die quer durch alle Schichten das Reisen für sich entdeckte.“
Insgesamt 20 zwei-, drei- und vierrädrige Fahrzeuge mit dem G-Emblem sind in der ehemaligen Messehalle an der Theresienwiese zu sehen. Außer einer Goggo-Limousine T 250 aus dem Bestand des Deutschen Museums sind es alles Leihgaben von Mitgliedern des Glas-Automobilclubs International. Die ersten Goggo-Roller (mit und ohne Beiwagen), ein Lastenroller, diverse Varianten von Goggo-Limousine und –Coupé sowie ein in Australien auf Goggo-Basis gebauter Roadster „Dart“ sind noch Zweitakter – ebenso wie die überwiegend von Bundespost, Handwerkern und Kommunalunternehmen genutzten Kleinst-Transporter oder als Rarität ein spanischer Goggo-Kastenwagen mit dem Beinamen „Furgoneta“. Viertakter sind dann bereits die als Limousine und Kombi erhältlichen Isar-Modelle, sowie die als Stufen- oder Schrägheck-Limousine, Coupé und Cabrio gebauten 1004-Modelle, bei denen erstmals ein Zahnriemen den Nockenwellen-Antrieb übernahm. In relativ kleinen Stückzahlen gab es schließlich auch noch den GT 1300 als Sportcoupé oder Roadster, die Glas-Limousine 1700 und den Glas V8.
Die gemeinsame Sonderausstellung des Verkehrszentrums und des „GLAS Automobilclub International e. V.“ hat aber noch mehr als Autos zu bieten: Bilder und Filme veranschaulichen den Kontext und Nutzergeschichten der 1950er und 1960er Jahre. Das Verkehrszentrum des Deutschen Museums, Am Bavariapark 5, 80339 München ist täglich von 9 – 17 Uhr geöffnet und vom Hauptbahnhof aus über die U4 oder U5 bequem erreichbar. Der Eintritt kostet für Erwachsene 6,- Euro.
Text und Fotos: Karl Seiler.