Thomas Gould ist 31 Jahre alt, Violinist und wird gerne mit Nigel Kennedy verglichen. Jenem Künstler, der seiner Liebe zur Klassik gerne mit derben Worten Audruck verlieh, gerne mal den Punker gab und bis heute für ausverkaufte Hallen sorgt. Für den Vergleich spricht Thomas Goulds unkonventionelles Auftreten bei gleichzeitigem konsequentem Engagement für seine Musik. Es nimmt uns mit auf eine Reise durch das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen, begründet Gould seine Entscheidung für Beethovens Violinkonzert und sieht es als Kontrast zu dem wütenden Beethoven, den man aus der fünften Sinfonie kennt (und unter dem Titel Wut über den verlorenen Groschen).
Absolut ungewöhnlich ist die Idee, dieses Violinkonzert auf einer CD mit einem Werk von Ralph Vaughan Williams (1872-1958) zu verbinden. The Lark Ascending war inspiriert vom Gesang einer Feldlerche. Thomas Gould nennt ausdrücklich den Anklang an eine Downtown-Abbey-Ära, bevor es iPhones und Stoßzeiten gab, als die Menschen noch Zeit hatten. Aber es gibt auch einen traurigen Hintergrund: The Lark Ascending entstand 1914. Zwischen der Entstehung und der Überarbeitung 1920 lag der Erste Weltkrieg, und die traurige Erfahrung ist mit eingeflossen. Eine schöne Gelegenheit, einen bisher nicht gekannten oder kaum gekannten Komponisten zu entdecken.
Bei allem jungenhaften Auftreten, bei aller Lässigkeit (auch die Sinfonietta Riga tritt im Frack ebenso auf wie im T-Shirt) beeindruckt der Respekt vor dem Schaffen der Komponisten, mit dem sich Violinist und Orchester annähern.
Thomas Gould/Sinfonietta Riga: Live In Riga. (Edition Classics/Harmonia Mundi)