Die Szene der Teilnehmer am FIA Cross Country World Cup traf sich zwischen den Ausläufern der südlichen Dolomiten und nahe der Gondolieri-Stadt Venedig zum Hauen und Stechen, schließlich war man endlich aus Dünen und Tiefsand der Wüsten heraus und normale mitteleuropäische Streckenverhältnisse standen an. Von wegen! Die Baja Italia, heuer zum 22. Mal im Kalender, zeigte mal wieder ihre Zähne und sortierte alles aus unter den Teilnehmern, was nicht mit Herz u n d Hirn unterwegs war. Im weit verzweigten, ständig mäandernden Delta der Tagliamento-Region wechselten sich kurze Vollgas-Sprint-Etappen mit hasenhakigen, blitzschnell rotierenden Kurzpassagen zwischen Wasserdurchfahrten und gemeinem Rollschotter ab.
Das ist hier immer wie Fahren auf Kugellagern: Du weißt nie, was das Auto trotz sorgfältigem Einlenken in der nächsten Sekunde mit sich und dir macht, so ein Teilnehmer aus Spanien. Ähnlich äußerte sich Sven Quandt, CEO von X-raid, zum Sieg seines Kunden Al-Attiyah: Es war ein extrem harter Fünfkampf der fünf Besten. Keiner konnte sich auch nur den geringsten Fehler leisten.
Wer nun glaubte oder gar hoffte, dass die bisherige Dominanz des Mini-Piloten und gekrönten Wüstenkönigs (Sieger Dakar 2015) auf den Wochenend-Bajas nachlässt, sah sich am Ende getäuscht: Nasser buchte 4 der 5 Etappen auf sein Konto, wenngleich der Sieg so knapp wie nie zuvor war. Nur 1:24 Minuten lagen die Zweiten, die Brasilianer Varela/Gugelmin, zurück, die übers ganze Jahr als schnelle u n d zuverlässige Punktesammler gelten. Rang 3 ging dann an, man lese und staune, an die Russen Vasilyev/ Zhitsov, die offenbar das Rennteam (X-raid MINI) nach 3 Jahren gewechselt hatten und zu Toyota Overland gingen. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, denn die beiden Russen führten für Quandts X-raid-Team den Cross Country Welt Cup an. So können die Beiden eigentlich nur noch die reine Fahrermeisterschaft gewinnen und der Gesamtsieg für X-raid könnte wackeln am Ende.
Wer aber den gewieften Taktiker Quandt näher kennt, wird davon ausgehen können, dass er dieses Risiko kaum eingehen wird. Also: Die Plätze 2, 3 und 4 (Marek Dabrowski aus Polen) gehen an die V8-Pickups von Toyota Overland, die um ein Haar den ersten Sieg unter sich ausgemacht hätten, gäbe es da nicht einen aus dem Emirat Quatar, der mal wieder einen allerbesten Lauf hat. Platz 5 holte sich der Privatfahrer Miroslav Zapletal aus Tschechien, der seine Wuchtbrumme Hummer H3 auf Platz 5 über die Ziellinie fuhr. Wie anfangs bereits gesagt: Wer die Detailprobleme der Strecke nicht kapierte, wurde zum Loser und so scheiterten etliche renommierte Namen der Szene an der heurigen Baja. Wenn Nasser weiterhin so viele Punkte einfährt, kann er Vasilyev bald einholen und die Wertungsspitze übernehmen. Aber dafür muss er erstmal die Baja Polen, die Baja Hungaria und Portugal gewinnen und stets Vasilyev hinter sich lassen.
Text: Frank Nüssel/CineMotBilder: Teams