Zum 60. Geburtstag am vergangenen Mittwoch erschienen zahlreiche Würdigungen. Das hätte zu Beginn ihrer Karriere die heuer so Gewürdigte vermutlich am Wenigsten erwartet.
Aber wann war denn eigentlich der Karrierebeginn von Nina Hagen? Ihren ersten Hit, der bis heute nicht vergessen ist, hatte sie in der DDR. Freilich war Du hast den Farbfilm vergessen ein putziges Lied, das so gar nichts von dem hatte, was Nina Hagen später berühmt machen sollte, in der Bundesrepublik.
Sie kam zur rechten Zeit, scharte hervorragende Musiker um sich, schwamm mit Erfolg auf der Neuen Deutschen Welle und war auch dann noch präsent, als etliche NDW-Sternchen nach maximal drei Hits wieder in der Versenkung verschwanden. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, dafür aber den Punk, dem sie sich verschrieb, sehr ernst. Sie erteilte klassischen Geschlechterrollen eine fulminante Absage (Unbeschreiblich weiblich), bei ihr gab es nicht den Fernsehzuschauer, sondern den TV-Glotzer, und wer sie in eine Talkshow einlud, wusste nie so genau, ob die TV-Verantwortlichen nicht kurzerhand die Sendung unterbrechen würden. Je nachdem, wie Nina drauf war.
Dann bekam sie eine Tochter, und mancher sah schon den ein oder anderen Jugendamts-Verantwortlichen in Überstunden. Weit gefehlt, Cosma Shiva Hagen ist längst anerkannte Schauspielerin, Nina selbst immer noch im Geschäft. Später entdeckte sie ihre spirituelle Seite und feuerte auch da Kontroversen an. Dass sie so oder so als ernst zu nehmende Künstlerin gilt, zeigt die Aufnahme in die Reclam-Musikserie. In jenem Gelb hatten wir seinerzeit Pole Poppenspäler auf dem Klassentisch – und darunter, als Kassetten, viele Songs aus dieser CD. Die allerdings nicht im Reclam-Gelb.
Nina Hagen: All Time Best. Reclam Musik Edition/Sony.