Liebe Leserin!
Lieber Leser!
In wenigen Wochen beginnt wieder die neue Saison der Formel-1-Weltmeisterschaft. Keine Bange; ich möchte Sie jetzt nicht mit einer sportlichen Vorschau quälen und langweilen, wer denn nun vielleicht die im vergangenen Jahr dominierenden Mercedes-Silberpfeile eventuell gefährden könnte, oder was man Sebastian Vettel in seinem neuen Ferrari auf ebenso neuer Mission zutrauen kann. Nein, es geht mir heute um eine Meldung aus dem ansonsten sehr bunten, schrillen und schnelllebigen Jet-Set-Zirkus der Motorsport-Königsklasse, die eher ungewöhnliche ist für dieses Genre. Und die deshalb auch meines Erachtens eine Würdigung verdient hat.
Formel-1-Vizeweltmeister und Mercedes-Pilot Nico Rosberg, so eine Nachricht, die schon vor einigen Wochen im Reigen der vielen Alltags-News eigentlich als eher unbedeutend unter zu gehen drohte, unterstützt ab sofort als prominenter Pate und Botschafter die Arbeit der „Mainzer Stiftung Lesen“. Hoppla: Ein PS-Ritter der Moderne mit intellektuellem Tiefgang? Einer, der sich nicht nur mit den Rennstrecken dieser Welt, mit Autos, deren Abstimmung auf den Rennparcours, mit seiner Positionierung und ein paar Selfies in den sozialen Netzwerken und vielleicht auch noch mit der einen oder anderen TV-Talkshow zum Thema beschäftigt. Das ist eher selten.
Rosberg, in Wiesbaden geborener Kosmopolit, war schon immer jemand, der gegen den Mainstream dachte und auch agierte. Ein echter Querdenker. Seine Motivation für die neue Rolle beschreibt er so: Ich bin in meinem Beruf sehr viel unterwegs und habe viel Zeit zum Lesen. Durch Lesen lernt man viel über die Welt und über andere Menschen. Lesen ist unheimlich wichtig. Und um noch einen drauf zu setzen, verriet er: Besonders gern vertiefe er sich in Biografien, wie etwa die von Nelson Mandela.
Rosberg ist mit derlei Anspruch nicht alleine in der Welt der großen sportlichen Super-Promis. Phillip Lahm, Ex-Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, kümmert sich in seiner Stiftung um Straßenkinder. Nicht nur, aber auch um Kids in Südafrika. Christoph Metzelder, ebenfalls ein früherer deutscher Kicker-Profi und Vize-Weltmeister 2002, gründete 2006 eine Stiftung, die Kinder und Jugendliche auf ihrem schulischen und persönlichen Lebensweg begleitet und sich den Kampf gegen Kinderarmut auf ihre Fahnen geschrieben hat. Und die Per-Mertesacker-Stiftung des zurückgetretenen deutschen Nationalspielers kümmert sich vor allem um Problemkinder mit Migrationshintergrund.
Fälle wie diese gibt es noch etliche mehr. So wie etwa das Beispiel Nico Rosberg zeigt. Ein millionenschwerer Motorsportler, wohnhaft im sündhaft teuren Steuerflüchtlingsparadies Monaco, den verbindet man nicht gerade mit einer Rolle als Botschafter für die Stiftung Lesen. Um so schöner, dass es doch noch immer junge Menschen gibt, die aus diesem mit vielen (Vor-)Urteilen behafteten Klischee herausfallen.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun