Eifel Rallye Festival 2014: Zehntausende fasziniert

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Riesiger Zuspruch aus ganz Europa, unverhohlene Freude an einem halben Jahrhundert mobiler Zeitgeschichte und gelebte Träume mit vielen persönlichen Erinnerungen: Das am Samstag zu Ende gegangene Eifel Rallye Festival ist Shooting-Star und Rätsel zugleich.

„Da ist er. Ich hab‘ ihn, ich hab ihn!!“ – Wenn erwachsene Männer mit leichtem Bauchansatz, mitunter schütterem Haar, wild fuchtelnd und mit hochrotem Kopf auf ihre Begleiterin zu stürzen, ihr stolz das Foto-Handy unter die Nase halten, dann muss fürwahr Welt bewegendes geschehen sein. Wenn dann nach längerem Betrachten des Bildes die von leichter Unkenntnis zeugende Frage zurück kommt, wer denn der abgelichtete ältere Herr in dem bunten Auto sei, bleibt nur in ungläubiger Ignoranz weiblicher Unwissenheit die mit weit geöffnetem Mund atemlos heraus gepresste Antwort: „Ei, der Röhrl. Wer sonst!“So geschehen in der so genannten Rallyemeile der Eifel-Kreisstadt Daun, als sich Menschentrauben, durch die Straßen mit den „alten Schätzen“ aus 50 Jahre Rallye-Geschichte schoben. Schon am Abend vorher beim emotionalsten Höhepunkt, der Prüfung in der Dämmerung und bei einbrechender Nacht in dem kleinen Dörfchen Sarmersbach, standen die Massen dicht gedrängt zu Abertausenden am Rande der Wertungsprüfung. Es mag vielleicht die zehnfache Anzahl der Einwohnerzahl an Menschen gewesen sein, die das Dorf an diesem Abend in einer friedlichen Invasion für ein paar Stunden aufnehmen musste, durfte, und wollte. Der ganz normale Wahnsinn eben.

Die blechernen Helden der Vergangenheit wie Audi Quattro, Renault Alpine, Porsche 911, Lancia Rallye 037 oder MG Metro, um nur einige aus der Armada der 150 Teilnehmer zu nennen, zogen die Motorsport-Enthusiasten genauso in ihren Bann wie deren Fahrer. Die Weltbesten ihrer Zeit und auch heute noch bestaunte Artisten des Driftwinkels : Walter Röhrl, Björn Waldegaard, Stig Blomqvist, Marz Duez, und viele andere. Kein Motorsport-Genre erfordert so sehr den kompletten Könner auf Asphalt, Schotter, Schnee und Eis, bei 50 Grad plus und 30 Grad minus, wie der Rallyesport. In der Eifel waren am Wochenende gesetzte Männer im Renten-Alter am Werk, die Ihren Bewunderern ein Stück heiler Welt zurückgaben. Dieses Festival war für Viele eine beispiellose Reise in die Vergangenheit. In eine Zeit jugendlicher Träume und Sehnsüchte, die eine Flucht aus grauer Alltagstristesse waren: „Nimm mich auf, hier bin ich wieder, holde Jugend.“Die Helden von damals waren an drei Tagen versammelt in und um Daun. Inmitten ihres Metiers, in dem sie vor Jahrzehnten Geschichte geschrieben hatten. Die Garde der „großen Alten“ mit ihren mächtigen PS-Ungetümen, brüllenden und fauchenden Schlachtrössern. Ein Treffen, vergleichbar mit einem sommerlichen Nachmittagskick gemeinsam mit Franz Beckenbauer, Pele, Bobby Charlton und Sandro Mazzola in einer Mannschaft.

Das Eifel Rallye Festival, 2010 als Idee geboren, nachdem der MSC Daun aus freien Stücken sein DM-Prädikat zurückgegeben hatte, ist innerhalb kürzester Zeit als Revival-Event regelrecht explodiert. Mit der „Autostadt“ hat eine Tochter von Europas größtem Autobauer Volkswagen die Rolle des Hauptsponsors übernommen. Das garantiert wirtschaftliche Solidität, eine einzigartige Vielfalt an Fahrzeugen, ein Feld renommierter Fahrer und wirtschaftliche Kaufkraft. Etwa zwei Millionen Euro sollen in diesem Jahr in der Vulkaneifel generiert worden sein.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Oliver Kleinz

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