Sie ist wohl die berühmteste und exzessivste Bergprüfung der Welt: der Ansturm aus der flachen Hochebene hinauf zum kahlen, windumtosten Pikes Peak im US- Bundesstaat Colorado. Das Ziel liegt auf satt über 3000 Metern Meereshöhe und die zahllosen Schlängelkurven und Spitzkehren mit pfeilschnellen Zwischen- Geraden stellen eine besonders hohe Anforderung an Mensch und Maschine.
Noch vor wenigen Jahren waren Teilstücke der Strecke mit Lehm, Sand und Schotter belegt. So gewann der deutsche Rallyestar und zweifache Rallye-Weltmeister Walter Röhrl auf seinem AUDI S1 Turbo Quattro kurz nach seinem Rückzug aus der Rallye-Weltmeisterschaft als erster Deutscher das Bergrennen. Er atomisierte damals Ende der 80er Jahre alles, was an Bestzeiten bis dahin bestand.
Heute ist der ganze Kurs von unten bis oben asphaltiert, das heißt auch: Die Fahrwerke können auf diesen Belag gleichmäßig abgestimmt werden. Größen des US-amerikanischen Motorsports (Indy und NASCAR) beteiligten sich ebenso am Kampf um den Sieg, wie so mancher Nichtamerikaner. Es war von Jahr zu Jahr mit höherer Motorleistung zu rechnen, denn Turbo- und Kompressormotoren bestimmten das Geschehen in allen Klassen. Bis dann 2012 auch Mitsubishi sich an dem Spektakel beteiligte. Umweltbewusst und leise: Mit einem elektrisch betriebenen MIEV Evolution- Prototyp der Serie I, der dann sogar auf Anhieb den zweiten Platz in seiner Kategorie belegte. 2013 dann trat der japanische Konzern erneut an, mit einem MIEV- Evolution II. Da sprangen bereits die Plätze 2 und 3 in der Klasse heraus. Die Japaner fanden diese Art, ihre Kompetenz zu zeigen, nicht nur herausfordernd, sondern auch für zukunftsgerichtete Erkenntnisse praktikabel. Vor wenigen Tagen ging dann der 2014er Umlauf hinauf zum Pikes Peak zu Ende. Und für die Ingenieure und Techniker aus dem Land der aufgehenden Sonne gab es kräftig zu feiern. Hiroshi Masuoka, die japanische (Afrika-) Dakar-Legende mit zwei Siegen, belegte den 3. Rang, während sein Teamkollege Greg Tracy, US-amerikanische Zweiradgröße mit 6 Motorradsiegen am Pikes Peak, den 2. Platz auf dem zweiten MIEV Evolution III in der Klasse belegte und zugleich den zweiten Platz in der Gesamtwertung! So schnell waren Elektroantriebe noch nie den Berg hoch gekommen.
Doch für den japanischen Automobilhersteller, der in den Bereichen Elektro- und Hybridantriebe zu den führenden der Welt zählt, waren nicht nur die Pokale erfreulich und nützlich. Die Erkenntnisse aus dem extremen Rennsport fließen zum großen Teil in die Serienfertigung ein: Der 3. Faktor greift, also jene Entwicklungsergebnisse aus dem Rennsport, die in die Serie transferiert werden. Dazu gehört selbstverständlich die komplette elektrische Antriebstechnologie ebenso wie die Allradsteuerung S- AWC. Im Übrigen warteten die 4 E-Radmotoren am EVO III mit beachtlichen 612 PS auf.
Text: Frank Nüssel/CineMotFotos: Mitsubishi