Vier von der Kraft der Sonne angetriebene Solarschiffe befördern Passagiere über die Wasserstraßen Berlins. Auf Spree und Dahme verkehren jetzt Solarfähren der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). So fahren sie auf den Linien F11 in Oberschöneweide und F12 in Köpenick.
Die vier baugleichen Fähren seien als Katamarane gebaut, hätten eine geringe Wasserverdrängung und verbrauchten wenig Energie. Sie verfügen über 28 Sitzplätze, zwei Rollstuhlplätze und zehn Fahrradstellplätze. Sie sind jeweils 18 m lang und 5,2 m breit und bieten Platz für je 35 Passagiere. Berlin ist mit diesem Verkehrsmittel Vorreiter für den CO2-freien Personentransport auf dem Wasser.
Die innovativen Solarkatamarane, deren Doppelrümpfe komplett aus korrosionsfreiem Aluminium bestehen, wurden speziell für den Fahrtbereich der Berliner Gewässer konzipiert. Durch die für Katamarane typische Leichtbauweise konnte der Fahrgastraum großzügig gestaltet werden bei gleichzeitig geringem Leistungsbedarf.
Angetrieben werden die Boote von Elektromotoren. Die Energie werde über Solarzellen auf dem Dach der Fähren und über einen zusätzlichen Generator erzeugt, der bei schlechtem Wetter verwendet wird. Nachts kommen sie an die Steckdose, tagsüber sorgen Solarzellen auf dem Dach für Strom. Über Nacht werden die Batterien zusätzlich per Ladestrom aufgeladen.
Das besondere an den neuen Fähren sind die Dachflächen: Von dort beliefern die Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 10,6 kW die zwei Elektro-Antriebsmotoren mit Strom. Die Fähren bewegen sich somit geräuschlos und völlig emissionsfrei fort. Die Umwelt wird weder durch Rußpartikel oder CO2 noch durch Stickoxide oder Schwefeloxide belastet.
Das Stralsunder Stahlbauunternehmen Formstaal hat die ersten beiden Fähren Mitte November 2013 fertiggestellt und erfolgreich auf dem Strelasund, also direkt vor der Haustür, getestet. Danach wurden die Schiffe per Lkw nach Berlin transportiert.
Jedes Schiff, das voll beladen auf ein Gewicht von insgesamt 20 Tonnen kommt, bietet seinen Fahrgästen Komfort: Ein barrierefreier Zugang erleichtert das Boarding für Rollstühle, Kinderwagen und Gehhilfen. Im Innern sorgt die Sonnenschutzverglasung für ein angenehmes Klima. Insgesamt finden 35 Passagiere Platz, dabei sind zwei Plätze explizit für kleine Menschen konzipiert. Außerdem ist ein großzügiger Bereich für zwei Rollstühle vorhanden, in dem ein von einander unabhängiges Vorbeifahren möglich ist.
Formstaal fertigt neben Solarschiffen hauptsächlich große Schweißkomponenten für den Schiff- und Yachtbau, für regenerative Energiegewinnung, die Luftfahrtindustrie sowie für Kunst und Architektur.
Text: Erwin HalentzFotos: Formstaal