Dakar 2014: Navigieren ist eine ganz besondere Kunst…

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2

Eine der längsten Etappen stand den Teilnehmern heute im Pflichtenheft: von San Juan nach Chilecito. Satte 800 Kilometer, von denen gut die Hälfte in gleich zwei recht unterschiedliche Wertungsprüfungen unterteilt wurde.

Der Veranstalter hat heuer eben einen ganzen Sack zusätzlicher Schikanen eingebaut, was die Teams bei enormer Hitze und dünner alpiner Höhenluft nicht unbedingt als prickelnd empfanden. Alle, ohne Ausnahme, fühlten sich nach dieser Marathonetappe regelrecht ausgepumpt. Dazu kam auch und gerade bei den Spitzenteams eine ungute Melange aus Navigationsproblemen und weiteren Reifenschäden.

Während die erste Teiletappe noch WRC-Rallye-Charakter aufwies, war die Einfahrt in die zweite Hälfte teils durch die geologische Beschaffenheit, teils durch Zuschauer zugestellt und nur schwer einsehbar. Es ging in ein ausgetrocknetes Flussbett, mal hauteng, mal bis zu 4 Kilometer breit. Die Copiloten waren gefordert, auch und gerade beim X-raid-Team, wo etliche Orientierungsfehler zu spürbaren Zeitverlusten führten. Und so mancher fragte sich nicht zu Unrecht, warum denn ausgerechnet einer der der ausgebufftesten und weltbesten Beifahrer NICHT im Team sei: Andi Schulz.

Das scheint Team-interne politische Gründe zu haben, denn Schulz ist ein Independant, ein Unabhängiger, der nicht fest auf der Gehaltsliste steht bei X-raid. Wohl eine kleine Strategie-Fehlentscheidung mit Folgen. Beim Vortages-Dritten Leroy Poulter auf dem quasi Werks-Toyota Hilux aus Südafrika explodierten gleich zwei der Reiger-Renn-Stoßdämpfer gleichzeitig, weil das zuviel eingefüllte Dämpferöl zu kochen anfing. Bilanz: lange Verlustzeit und viele Plätze Verlust. Auch beim Teamkollegen de Villiers ist der Wurm noch nicht ausgeräumt: Während der Motor prächtig geht, spinnt die Servolenkung und zickt weiter. Kostet Nerven und Zeit. Selbst Sainz/Gottschalk auf dem SMG-Buggy mussten der Technik Tribut zahlen: 2 Reifenpannen und ein Navigationsfehler kosteten ihn 5 Minuten. Und der SMG-Buggy fasst nur 2 Ersatzrräder: Eines unter dem Fahrzeug und eines auf dem Tank obenauf. Die Konkurrenz fährt mit deren Drei! Da die aber noch mehr schwächelte, reichte das zum Tagessieg für den Iberer und zur Übernahme der Gesamtführung, vorbei am mannigfachen Geschwader der X-raid-Mini-Meute.

10 Kilometer vor dem Ziel kollabierte dann auch bei Sainz' Buggy die Servolenkung, aber der alte Fuchs hatte gerade noch die Kondition, den SMG-Race-Buggy ins Ziel zu tragen. So führt nun, nicht ganz überraschend, der spanische Rallye-Exweltmeister vor Landsmann Nani Roma (Mini) mit 2 Minuten, Al Attiyah (Mini) hängt da mit 7 Minuten schon deutlicher hintan. Terranova mit 12 und Peterhansel mit gar 18 Minuten folgen. Peterhansel: Die endlosen Reifenpannen nerven doch arg und führen dazu, dass ich mich schon gar nicht mehr traue, richtig Gas zu geben. Dazu kommt noch der eine oder andere Navigationsfehler und fertig ist die Chose und du hast dir mehr als eine Viertelstunde eingefangen. Wahrlich ungewohnte Worte eines 11-fachen Dakar-Triumphators.

Text: Frank Nüssel/CineMotFotos: Teams/Red Bull

Scroll to Top