Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Was ist Ihnen wichtig bei der Entscheidungsfindung, wenn Sie sich ein neues Auto zulegen wollen: Der Preis, die Wirtschaftlichkeit, die Alltagstauglichkeit, die Sicherheit oder vielleicht doch ganz profane Dinge: Solche etwa wie das Aussehen ihres neuen mobilen Gefährten. Wenn Sie sich wirklich an der Optik orientieren wollen, dann gibt es bestimmt ein paar Anhaltspunkte, auf die Sie Wert legen: Vielleicht soll Ihr Neuer möglichst schnittig ausschauen, klein aber fein sein, wuchtig daher kommen oder ist Ihnen vielleicht ein unauffälliger Biedermann am liebsten? Wie auch immer: Bevor Sie sich endgültig entscheiden, sollten Sie sich einmal die Ergebnisse der „Los Angeles Design Challenge“ vor Augen führen.

Diese Fahrzeuge brechen in ihrer gestalterischen Aussagekraft mit allen Konventionen und orientieren sich ausschließlich an der Natur. Bei der zehnten Auflage dieses Ideen-Wettbewerbs, der an diesem Wochenende in L. A. über die Bühne geht, sollten die Studios der großen Hersteller sich bei ihren kreativen Bemühungen in erster Linie an der Natur anlehnen. So sollte nach innovativen Lösungsmöglichkeiten gegen zunehmende Umweltverschmutzung oder neuer urbaner Mobilität gesucht werden. Der Phantasie sollten dabei keine Grenzen gesetzt sein. Heraus kamen dabei in einigen Entwürfen eher Exponate, die an recht seltsame und ausgefallene Bio-Maschinen denn an richtige Autos erinnern.

Beispiele gefällig? Aber bitte schön! So schickt ein deutscher Hersteller (BMW) als futuristisches Transportmittel kleine, intelligente U-Boot-Schwärme als Mobilitätsträger durch längst vergessene Flüsse im Untergrund der kalifornischen Millionenstadt. Der japanische Autobauer Subaru dagegen träumt von einer Art fortschrittlichem „Mobilitätsanzug mit Sprungfedern“. Darin sollte sich der Fahrer (oder vielleicht besser der Hüpfer) „wie ein Känguru bewegen können“. Den Vogel schoss aber wohl der chinesische Hersteller Changfeng ab. Die Chinesen entwickelten allen Ernstes eine Vision von einem Auto aus natürlichen Sehnen, das sich mit seiner eigenen Spannkraft bewegt.Bei aller Liebe zur technischen Innovation und auch zur Natur, in die es uns alle wohl aus den verschiedensten Gründen hinzieht. Ein wenig überdreht mag ja recht schön und auch unterhaltsam sein. Aber wenn sich Designer, Zukunftsforscher und Autofirmen zusammen tun, dann sollte das bitte schön nicht in eine Maskerade oder einen mobilen André-Heller-Zirkus ausarten. Da lässt dann ein Blick in den Verhaltenskodex des Wettbewerbs, den die anerkannte „Los Angeles Times“ ihren Lesern in diesen Tagen gewährt, fast schon aufatmen. Alle neuen Entwürfe, so heißt es darin, dürften ruhig „weit jenseits des technisch Machbaren“ sein und „sich oft nicht einmal als Modell darstellen lassen“. Wenn ich es nicht anders wüsste (oder besser gesagt, vermutete), dass man an der US-Pazifik-Küste den rheinischen Karneval bestenfalls aus Fragmenten kennt, nähme ich an, selbiger Beitrag in der „Los Angeles Times“ über den mobilen Ideenwettbewerb wäre am Montag vergangener Woche, also am 11. 11. erschienen.

Aber das war nicht mehr herauszufinden. Vielleicht auch besser so.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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