Nachdem mein Kollege gestern in seiner Wochenend-Kolumne die Erinnerung an Janis Joplin wachrief, erinnerte ich mich meinerseits an eine Biographie, die mir – vor 13 Jahren erschienen – bis heute im Gedächtnis ist. Schon im Vorwort bekannte die Autorin, Alice Echols, beim Schreiben und Recherchieren mehr Schulden angehäuft zu haben, als sie vermutlich würde jemals begleichen können. Das kann, wenn man sich als Freiberufler(in) in ein Projekt verbeißt, durchaus geschehen.
Auf LP- und CD-Covern sieht man Janis Joplin meist fröhlich lachen oder das Maximum aus ihrer Stimme holen. Das war eine Seite der jungen Frau, die das Leben in vollen Zügen genoss, kein Glas Whisky stehen ließ und schon zeitig genau so Heroin konsumierte. Darunter, und das belegt Echols genau, litt sie selbst sehr, mag ihr das sonstige Image des Haudrauf-Kumpels oder der lebenslustigen Frau auch recht gewesen sein. Die Angst, als Elendsjunkie zu enden, hatte Janis Joplin bis zu ihrem Tode ziemlich im Griff.
Womit auch eine Seite angesprochen ist, die vielleicht erst Alice Echols in den Blick der öffentlichkeit rückte, gut 30 Jahre nach dem Tod der Sängerin. Da war der verschlossene Teenager, der nicht nur unter einer hartnäckigen pubertätstypischen Akne litt, für die es bis dato kaum wirksame Behandlungen gab. Der bis ins Erwachsenenalter ernsthafte Mensch mit Selbstzweifeln und Selbstkritik. Ein Mensch, der als Musikerin klare Vorstellungen von sich selbst und ihren Begleitbands hatte. Ein Mensch, dessen Produkten man die harte Arbeit dahinter vielleicht nicht unbedingt anhörte.
Zu den bedrückendsten Passagen dieser sehr lesenswerten Biographie gehört die Beschreibung ihrer letzten Stunden. Im Hotel, in dem sie während letzter Schallplattenaufnahmen wohnte, führte sie noch ein entspanntes Gespräch mit dem Pförtner – der gar nicht wusste, welche Berühmtheit da mit ihm sprach. Zum Verhängnis wurde der 27-jährigen Anfang Oktober 1970 Heroin in tödlicher Stärke. Es löschte ihren Schmerz für immer aus, beschließt Echols ihre Sicht auf Janis Joplin. Wer die Möglichkeit hat, antiquarisch an dieses Buch zu kommen, dem sei eine Lektüre versprochen, die einem klassischen Krimi in nichts nachsteht.
Alice Echols: Piece Of My Heart. Janis Joplin. Die Biographie.Antiqurisch: Krüger Verlag (Hardcover); Fischer Taschenbuch Verlag (TB)