Boney M.: The Essential. 2 CDs. (Sony)
Das ist schon ein Ritterschlag: Ein Boney M.-Sampler in der Essential-Reihe von Sony Music, die bisher Größen wie Kris Kristofferson, Johnny Cash und Simon & Garfunkel verzeichnet. Dabei gab es um die vier Bandmitglieder und ihre Shows seinerzeit immer wieder Diskussionen und Skandälchen: Die singen ja gar nicht alle selbst (stimmt, den männlichen Gesangspart übernahm Frank Farian, der Mann hinter Boney M., höchstpersönlich), wie die schon rumlaufen (stimmt auch, allein das LP-Cover zu Love For Sale erregte 1977 die Gemüter ob der lasziven Posen), außerdem ist die Musik eher Krach als Melodie (stimmt nicht, Frank Farian reizte schlichtweg alle Möglichkeiten des Musikmachens aus und wollte alles andere als dezent sein dabei, außerdem setzte er ganz konsequent auf eingängige, tanzbare Popsongs, ohne sich dem Anspruch bildungsbeflissener Musikpädagogen beugen zu wollen). Und jetzt das: Die Perlen aus Pop und Disco in einer Reihe mit Songwritern und Country-Legenden.
Die an Superlativen reiche Karriere der Boney M. begann mit Daddy Cool, laut, gut mitzusingen, reich an Effekten, und so ging's weiter. Weniger bekannt ist, dass Frank Farian, auch Marketingprofi, sich für Belfast gleich zwei prominente Unterstützer holte: Jimmy Bilsbury, zuvor Mastermind bei den Les Humphries Singers und Drafi Deutscher, der 1977 einen Karriereschub gut gebrauchen konnte. Ma Baker, Sunny, Brown Girl In The Ring – alles Ohrwürmer nach bewährtem Rezept. Und mit Softem wie Rivers Of Babylon oder dem Weihnachtslied Marys Boy Child versöhnte Schlitzohr Farian schließlich auch Skeptiker. Boney M. waren eben nicht nur Sound- und Tanzspezialisten für die Disco oder das Autoradio. So deckt die erste der beiden CDs die ganze Palette der großen Boney M.-Hits ab. Und das waren nicht wenige.
CD 2 dürfte eher eingefleischte Fans und/oder Sammler ansprechen. Ausgedehnte Versionen von Hits (die normalen Versionen mussten auf eine Single-Schallplatte passen) und Raritäten aus verschiedenen Phasen der Karriere sind typische Extras – nett, aber nicht notwendig. Da die CD recht preiswert angeboten wird (rund 10 Euro), ist sie angesichts von CD 1 absolut ihren Preis wert.