Dakar Tag 6: Der Minuszeiten-Irrsinn

Sie zählen zu den Besten und Co-Favoriten, hatten irgendwo Pech zwischen Dünen und Felsen in der Wüste, machten einen Fehler oder wurden von der Technik ausgebremst: Genügend Gründe also, Zeitverluste zu generieren und auch hinzunehmen. Momente der Wut, der Depression und trotzdem Augenblicke, auf Hilfe zu hoffen. Sie verlieren nicht nur Minuten, sondern Stunden, werden durchgereicht Richtung Mitte oder Ende des Klassements. Und dann zwingt ihnen das sogenannte Sportreglement auch noch Strafzeiten auf, deren Längen den Begriff der Verhältnismäßigkeit weit überschreiten und den bestraften Teilnehmer auch chancenlos machen.

Beispiele gefällig? X-raids Fahrer Seaidan (MINI) bekommt 27 Stunden aufgebrummt, Nani Roma (BRX) 30 Stunden, Guerlain Chicherit (GCK) 27 Stunden, Meister Peterhansel (Audi) 46 (!) Stunden, Romain Dumas 73. Das hat weder sportlichen noch pädagogischen Wert, sollte man bei der ASO mal drüber nachdenken. Aber immerhin sind noch 83 von gestarteten 88 Autos im Rennen.

Der 6. Tag, ebenfalls als Schleife um die saudische Kapitale Riad ausgeschrieben, brachte herzerfrischende Duelle. Al-Attiyah auf dem Werks-Toyota Gazoo focht, als insgesamt Führender, wacker gegen den privaten Markenkollegen Al-Rajhi, der seine 8. Dakar bestreitet. Loeb und Lategan, jeweils bereits Tagessieger dieser 44. Dakar-Ausgabe, wurden von der virtuellen Navigation etwas vom richtigen Pfad abgebracht, verfuhren sich und verloren je 15 Minuten. Al Rajhi half Seaidan (X-raid MINI) aus der Patsche, verlor Zeit und wurde trotzdem Tagesdritter. Die Freude in Orly Terranovas (BRX Prodrive) Gesicht strahlte im ganzen Biwak: Ihm war der Tagessieg gelungen, indem er zwar schnell war (das waren andere auch), aber keine Navigationsfehler beging und seine rote Flunder sorgsam durch die Tagesetappe steuerte. Gratulation!

Mindestens gleiches Lob gehört Matthias Ekström, der seinen Hybriden Audi e-tron meisterlich über Stock und Stein zirkelte und nun auch Dritter der Audi-Armada aufs Treppchen fuhr. Loeb verlor seinen 2. Platz im Gesamtklassement durch den Navigationsverlust. Dafür stabilisierte sich Martin Prokop (Ford Raptor V8) auf einem stolzen 8. Tagesrang, beachtlich für den Privatier.

Al-Attiyah blieb an diesem Tag etwas im Hintergrund, achtete auf die Zwischenzeiten zur Konkurrenz und begnügte sich mit dem 10. Rang. Jakub „Kuba“ Przygoński  (MINI Buggy) traf etwas später im Biwak ein auf Platz 16, während Teamkollegin Laia Sanz auf 21 ihr bislang bestes Tagesergebnis ablieferte. Auf den Rängen rollten schließlich Sainz und Peterhansel (beide Audi RS e-tron) in Riad ein. Alle freuen sich auf den Ruhetag.

Fotos: Audi Motorsport, BTX Prodrive

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