Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Im Fokus aller Meldungen, Neuigkeiten und Diskussionsbeiträge rund um das Thema Mobilität stand in der soeben zu Ende gegangenen Woche der alljährliche Verkehrsgerichtstag in Goslar. An sogenannten „Errege-Themen“ mangelt es auch in diesem Jahr nicht: Geisterfahrer, „Blitzer“-Kontrollen und deren Rechtmäßigkeit oder Anfechtbarkeit, aber auch um das mitunter sehr angespannte Verhältnis zwischen Radfahrern und Autofahrern ging es wieder einmal.

Mit diesem „Miteinander“ möchte ich mich heute beschäftigen. Das Problem zwischen Autofahrern und Radfahrern ist vielleicht die Tatsache, dass die meisten von uns beiden Gruppen zuzuordnen sind: Denn etliche Autofahrer gehören (meist in ihrer Freizeit) auch der Gruppe der Radfahrer an. Dann aber sind Autofahrer, die zu Radlern mutieren, meist auf ausgewiesenen Radwegen unterwegs, oder sie frönen ihrem Hobby als Mountainbiker abseits befestigter Piste. Die Zahl derer, die berufsmäßig in der Stadt mit ihrem „Drahtesel“ unterwegs sind, macht dagegen nur einen bescheidenen Prozentsatz aus. Sie aber hat wohl der Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstages, Kay Nehm, gemeint, als er am Donnerstag in Goslar sagte, die „offensichtlich behördliche Duldung lebensgefährlicher Verhaltensweisen vieler Radler“ sei „ein Skandal“. Kaum ein Radler, so Nehm, fahre vor allem in der jetzigen Jahreszeit mit vorgeschriebener Beleuchtung. Kaum ein Radfahrer kümmere sich um Fahrtrichtung oder um Ampeln. Die sogenannten „Rüpel-Radler“ sollen nach dem Willen von Experten strenger bestraft werden.

Flugs gab es in Goslar auch das Ergebnis einer Meinungsumfrage zu diesem Streitthema. Danach sprachen sich in einer Umfrage des Institutes „YouGov“ im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa 82 Prozent der Deutschen für mehr Polizeikontrollen und teurere Strafen für die sogenannten Rüpel-Radler aus. Als Autofahrer fühlten sich 81 Prozent bedroht, wenn Radfahrer ohne Licht fahren, rote Ampeln missachten und falsch in Einbahnstraßen einbiegen würden. Ich habe, das gebe ich gerne zu, bei solcher Diktion und solcher Wortwahl kein angenehmes Gefühl. Unsere Städte, unsere Straßen, unsere Verkehrswege als mobiles Schlachtfeld zu sehen, in denen die Regulierung des Miteinanders offensichtlich nur auf dem Hardliner-Weg machbar ist, widerstrebt meinem Selbstverständnis von Rücksichtnahme, aber auch von der Wahrnehmung eigener Interessen. Vielleicht habe ich aber einfach nur eine zu „romantische“ Sicht der Dinge im Umgang mit einer Mobilität, die für alle Teilnehmer möglichst schnell, sicher und bequem sein sollte.

Als Autofahrer, der viel Rad fährt, aber auch als Radfahrer, der viel Auto fährt, bin ich der Meinung, dass beide Seiten in der Lage sein sollten, einen gemeinsamen Konsens zu finden. Die Töne, die in dieser Woche in Goslar zum Problemkreis Autofahrer/Radfahrer angeschlagen wurden, hinterließen bei mir (leider) den Eindruck großer Disharmonie.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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