Test: Motor
Der Motor passt zum Fahrzeugkonzept – fraglich, ob das Gesamtkonzept zu den Ansprüchen passt. Der Venga macht in der Stadt und auf Mittelstrecken eine gute Figur: Man kann mit den zur Verfügung stehenden 90 PS, die aus 1,4 Litern Hubraum geschöpft werden, bequem im Strom mitschwimmen, kommt dabei ohne Weiteres und rasch von A nach B und kann dabei noch reichlich Gepäck mitnehmen. Auf lange Distanzen, auf der Autobahn oder in welligem Terrain fühlt sich der Venga nicht mehr ganz so zuhause wie im innerstädtischen Gewühl. Da stoßen die 90 Pferde schnell an ihre Grenzen und beginnen einen heftigen Durst zu entwickeln. Kia gibt den kombinierten Verbrauch mit 6,0 Litern an, bei unserem Test lagen wir aber deutlich drüber. Wir wollen uns nicht davon freisprechen, erhebliche Schuld am Mehrverbrauch zu haben, doch selbst wenn man seine Rennfahrer-Gene unter Kontrolle hält: Nach nur knapp über 400 Kilometern muss man die Zapfe ansteuern, will man nicht mit dem Kanister in der Hand die Werbung der 90er imitieren. Bei der Fahrt im ländlichen Verkehr, ohne Zeitdruck und ohne Bedürfnis, sämtliche Verfolger abzuschütteln, erreicht man den Herstellerwert ohne große Anstrengungen. Der geringe Hubraum macht sich sofort bemerkbar, wenn mehr als zwei Erwachsene im Auto sitzen, die dann noch Gepäck für ein paar Tage an Bord haben. Dann ist die Motorleistung schnell verspielt, Überholmanöver können nicht mehr spontan durchgeführt werden, sondern sind von langer Hand zu planen. Wir sind überzeugt, ohne das Modell jedoch gefahren zu haben, dass die Version mit 1,6 Liter Hubraum und 125 PS den täglichen Anforderungen auch auf langen Distanzen deutlich besser gewachsen ist als der kleine Bruder.
Test: Fahrwerk und Antrieb
Das Fahrwerk kommt mit der Motorleistung in jeder Lage klar, ist straff, ohne unkomfortabel zu sein. Selbst volle Ladung und rasche Kurvenkombinationen bringen das stoische Fahrwerk nicht aus der Ruhe und schon gar nicht an seine Grenzen. Was die Dämpfer-Federn-Kombination jedoch gar nicht leiden kann sind Schlaglöcher. Und überhaupt nicht, sind mehrere Schlaglöcher in kurzer Distanz. Eine flotte Durchfahrt quittiert das Fahrwerk mit lautem Rumpeln und harten Schlägen. Erhöht sich die Frequenz der Stöße, pflanzen sich diese auf das gesamte Innenleben fort: Alles an Bord beginnt wie wild zu springen und zu hüpfen, der Geräuschpegel steigt damit stetig an.
Motor und Getriebe harmonisieren perfekt: Die Gänge lassen sich leicht einlegen, das Drehmoment scheint immer passend, wenn auch aufgrund mangelnder Motorleistung nicht immer ausreichend. Schaltfaulheit kann der Venga überhaupt nicht leiden und so ist gerade bei Fahrten über Land eine rasche Schalthand gefragt.
Test: Karosserie, Interieur und Bedienung
„Venga“ ist aus dem spanischen abgeleitet und heißt so viel wie „komm“ oder „los“. Und genau das sagt die Formensprache des Innenraums. Mit durchdachtem Sitzkonzept und überlegter Anordnung von Instrumenten, Ablagen, Schaltern und Hebeln lädt der Venga tatsächlich zum Einsteigen und Losfahren ein. Der Fahrer hat einfaches Spiel, wenn er auf dem bequemen Sitz Platz genommen hat. Alle Armaturen und Anzeigen sind alleinerklärend auf einen Blick einsehbar, die komplette Hebelage ohne Verrenkungen erreichbar. Die leicht erhöhte Sitzposition macht das Fahren noch angenehmer – nicht nur für den Piloten, auch für die Passagiere. Mit weitreichendem Blick lässt sich das Verkehrsgeschehen beobachten und alle an Bord können sich frühzeitig auf das Kommende einstellen. Sein ganzes Innenraumpotential spielt der Venga aber erst beim Beladen aus. Die Rücksitzbank lässt sich einfach in der Längsrichtung verschieben, wodurch das Kofferabteil deutlich an Raum gewinnt. Der Laderaum beträgt dann, gemessen von der Ladekante bis zur Fensterunterkante, knapp 550 Liter. Da verschwindet schon einiges Transportgut – wegen der Weite des Raumes manchmal sogar auf Nimmerwiedersehen. Mit umgeklappter Rückbank, die sich standardmäßig im 60:40 Modus umlegen lässt, wächst der Laderaum auf fast 1.500 Liter an. Nicht zu vergessen: Der doppelte Boden im Kofferabteil. Darunter verbirgt sich weiterer Staubraum, mit dem sich fragiles Transportgut sicher transportieren lässt.
Testergebnis
Der Venga zeigt sich – durchdacht, flexibel, praktisch, funktional – nicht emotional. Er schaut eben aus wie viele seiner Segmentkollegen, auch wenn er mit Sicherheit einiges besser kann und macht als die Konkurrenz. Aber: Emotionen fallen immer häufiger dem Rotstift zum Opfer wenn es darum geht, den Verbrauch zu reduzieren und damit den Schadstoffausstoß zu senken. Auch wenn der Venga mit dem Design-Preis „red dot award“ ausgezeichnet wurde, Geschmack entscheidet und der entspricht nicht immer den Juroren. Weg von der Optik, hin zu den Fakten. Die von uns getestete Version kostet weniger als 19.000 Euro und bietet mehr als viele, deutlich teurere Wettbewerber. Die Serienausstattung hier aufzulisten sprengt den Rahmen, deutlich kürzer dadurch die Liste der ab Werk lieferbaren Sonderausstattung, die auch preislich wirklich überschaubar ist. Fazit: Ein alltagstaugliches Familienauto für kleines Geld in einer Zeit, in der jeder den Gürtel enger schnallen muss – damit ist Kia ein echt großer Wurf gelungen. Wer optische Abstriche hinnehmen kann, wer auf übertriebene Sportlichkeit verzichtet und sich stattdessen an der Alltagstauglichkeit erfreut, ist mit dem Venga sehr gut beraten. Zu erwähnen bleiben die umfangreiche Sicherheitsausstattung ab Werk sowie die sieben Jahre Werksgarantie, die Kia auf alle Modelle gewährt und beim Venga auf 12 Jahre gegen Durchrostung erhöht. Ohnehin gibt der Hersteller reichlich Garantie, was zeigt, dass sich Entwicklung und Handel ihrer Sache sehr sicher sind. Unsere Empfehlung: kaufenswert!
Technische Daten:
Motor:\x09 Benziner
Anzahl Zylinder:\x09\x094
Hubraum cm³:\x09\x091.396
Max. Drehmoment:\x09\x09137 Nm bei 4.000 min-1
max. Leistung:\x09\x0966 kW (90 PS) bei 6.000 min-1
Höchstgeschwindigkeit:\x09168 km/h
Beschleunigung: \x09\x0912,8 sek. bis 100 km/h
Antrieb
– Frontantrieb
– Einscheiben-Trockenkupplung
– 5-Gang-Schaltgetriebe
Fahrwerk
– Vorne: McPherson-Federbein mit Gasdruckstoßdämpfer
– Hinten: Torsionslenker-Achse
– Reifengröße: 195/65 R15 91H bis 205/50 R17 98V
– Felgengröße: 6Jx15 bis 6,5Jx17
– Elektronisch unterstützte Zahnstangenlenkung
Bremse
– Zweikreis-Bremsanlage hydraulisch unterstützt
– 4-Kanal-4-Sensoren-ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung, Bremsassistent und Stabilitätskontrolle
– Scheibenbremsen vorne und hinten
Maße
– B, H, L: 1.765 mm, 1.600 mm, 4.068 mm
– Kofferraumvolumen: 314 bei Sitze in Normalposition bis 1.486 l bei Rückbank umgeklappt und Ladung bis Dachhöhe
Gewichte
– Anhängelast kg: 1.300 gebremst, 550 ungebremst
– Leergewicht kg: 1.253 bis 1343 ausstattungsabhängig
– Zulässiges Gesamtgewicht kg: 1.710
– Maximale Dachlast kg: 70
Kraftstoffverbrauch
– Tankinhalt l: 48
– CO2-Emission kombiniert g/km: 140
– Kraftstoffverbrauch außerorts l/100km: 5,3 Diesel
– Kraftstoffverbrauch innerorts l/100km: 7,2 Diesel
– Kraftstoffverbrauch kombiniert l/100km: 6,0 Diesel
Test, Text und Foto: Redaktionsbüro Uwe Meuren