Es war das Jahr, in dem die Kleinen große Schlagzeilen machten. In der Politik tauschte die FDP den Bundeskanzler aus, Helmut Kohl kam für Helmut Schmidt. In der Autowelt ließ der Baby-Benz, Modell 190, den Mercedes-Stern in der Mittelklasse strahlen – und bei den ganz Kleinen machte Opels erster Mini-Blitz das Rennen. Eigentlich hatten die Italiener und Franzosen sowie Ford und VW den europäischen Mini-Markt längst unter sich aufgeteilt als Opel im Frühling 1982 einen kleinen Corsa-Korso vorfahren ließ. Als Speerspitze für die ebenso sparsamen wie schicken Spaßbringer diente eine Spider-Studie, mit der die Rüsselsheimer auf dem Genfer Salon das Publikum begeisterten. Als schließlich am 14. Mai im neuen spanischen GM-Werk Zaragoza die ersten Corsa Kleinwagen vom Band rollten, konnte Opel allerdings nicht ahnen, dass der Kleine schon kurz danach zu den weltweit erfolgreichsten Minis zählen würde. Sein Silberjubiläum feierte der Corsa bereits mit 15 Millionen Kleinwagen aus drei Generationen von vier Kontinenten. Auch heute spielt der Corsa trotz aller Krisenmeldungen von der Marke mit dem Blitz noch eine Schlüsselrolle bei den Minis. Zurück an die Spitze spurten soll er spätestens 2014, dann in fünfter Auflage und frech und flink wie früher. Alles auf Anfang also, als der erste Corsa noch in kultigen Comic-Filmen mit Tom und Jerry mäuseflink der großen Katze und kleinen Konkurrenten davon fuhr.
Verlorenes Terrain in den europäischen Bestsellerlisten zurückerobern wollte Opel schon mit der ersten Corsa-Generation. Damals sollte der nur 3,62 Meter messende Opel vor allem die südeuropäischen Märkte gewinnen, auf denen unter vier Meter kurze Kleinwagen fast 50 Prozent Marktanteil hatten und klassische Kompakte wie der Opel Kadett bereits zur Mittelklasse zählten. Wie zuvor für den Ford Fiesta wurde auch für den Opel Corsa in Spanien ein neues Werk errichtet, allerdings kamen die Motoren mit 1,0-, 1,2- und 1,3-Liter Hubraum und 33 kW/45 PS bis 51 kW/70 PS Leistung aus einem anderen, ebenfalls brandneuen Werk im österreichischen Wien-Aspern. Während der dreitürige Corsa spätestens in seiner 1993 lancierten zweiten Generation durch über 20 Design-Preise zum damals ästhetischsten Kleinen gekürt wurde, fiel der im Mittelmeerraum überaus populäre Corsa TR mit Stufenheck hierzulande vor allem mit Platzierungen in Listen der hässlichsten Autos aller Zeiten auf. Allerdings konnten auch solch heftige Reaktionen den spanischen Zögling von GM nicht vom Erfolgskurs abbringen. War der Corsa doch ein Weltauto, das am Ende von fünf Marken auf vier Kontinenten produziert wurde und für alle Kleinwagenkäufer regionale Spezialitäten bereithielt. In Deutschland waren das zunächst der Corsa Sprint als Motorsportversion für das Gruppe-B-Reglement, fast zahllose Sondermodelle wie Steffi Special (mit Tennisstar Steffi Graf als Werbebotschafterin), Swing, Joy, oder Cup und Sonderversionen von über 20 Tunern und Karossiers wie der 85 kW/115 PS starke „Corsa Mini-Blitz“ von Artz, das Bieber-Cabrio oder verschiedene Spider von Irmscher und Michalak.
Auf anderen Kontinenten wurde erst der Corsa „B“ mit individuellen Karosserievariationen angeboten, dies vor allem als Pick-Up, Kombi (eine Entwicklung aus Rüsselsheim für Südamerika) und Stufenheck mit Markenlogos von Chevrolet, Holden oder Buick. Derweil konstatierten die europäischen GM-Töchter Opel und Vauxhall – bei den Briten hieß der neue Kleinwagen anfangs Nova – bereits beim Corsa „A“ zufrieden eine endlose Kette von Erfolgsmeldungen aus dem Händlernetz. Der Corsa kam in der Alten Welt auf allen Märkten ähnlich gut an wie die Opel-treuen tierischen Comic-Helden Tom und Jerry. Als diese Spaßmacher sich Ende 1990 mit einer fröhlichen Weihnachtswerbung von ihren Opel-Fans verabschiedeten, stand der rundliche Nachfolger des Corsa A fast schon in den Startlöchern und wollte alles noch besser machen als sein pausbäckiger Vorgänger. Dabei hatte bereits dieser erste Corsa in einer Auflage von 3,1 Millionen Einheiten geschafft, was bisher keinem Opel gelungen war. Zwei von drei Corsa-Käufer waren weiblich und die Hälfte jünger als 29 Jahre. Die Rüsselsheimer hatten das Image einer Marke für Männer mit Hut endgültig abgelegt und in der kleinen Klasse einen deutlichen Vorsprung herausgefahren.
Eine Position, die der Corsa B ab 1993 sogar noch ausbaute. Mit preisgekröntem Design, modisch bunten Farben, Fahrerairbag in Serie und einem Motorenprogramm von sparsam bis sportlich (37 kW/50 PS bis 80 kW/109 PS) hatte er vor allem anfangs leichtes Spiel gegen den antiken VW Polo II und den kantig-steifen Ford Fiesta. Ab Juni 1993 wurde der kleinste Opel auch in Deutschland im neuen Werk Eisenach gebaut und von 1995 bis 2001 war er hierzulande sieben Jahre in Folge die Nummer 1 seiner Klasse. Was Kadett und Astra im Duell gegen den Golf nie gelang, der Corsa machte es möglich im Kampf der Kleinen gegen den Polo. Unterstützung erhielt der Corsa dabei ab 1993 durch das schicke Sportcoupé Tigra. Der über 200 km/h schnelle 2+2-Sitzer basierte auf dem Corsa und wurde parallel zu diesem Mini im mittlerweile größten europäischen GM-Werk Zaragoza gebaut. Weiter expandieren konnte die Corsa-Großfamilie 1994 durch die Einführung eines neuen Combo. Während der kleine City-Transporter bislang vom Kadett abgeleitet worden war, bildete nun der flinke und modernere Corsa das Rückgrat für den Combo. Als großzügig verglaster Familien- und Freizeittransporter Combo Tour trat der Hochdach-Corsa wenig später gegen Citroën Berlingo & Co an.
Deutlich erfolgreicher blieb jedoch der klassische Corsa, der 2000 in dritter Generation vorgestellt wurde und seine Marktführerschaft vorerst gegen immer härtere und zahlreichere Konkurrenz aus Europa und Asien verteidigte. Flankiert wurde die Variantenvielfalt der Limousine durch einen neuen Combo, das Coupé-Cabriolet Tigra TwinTop und den Minivan Meriva. Unter Vauxhall-Logo gelang dem kleinen Corsa sogar der Aufstieg zum meistverkauften Auto Großbritanniens, eine Position, die zuvor meist von deutlich größeren Autos besetzt wurde. Vielleicht durfte deshalb 2006 erstmals eine neue Corsa-Generation in Großbritannien ihre Weltpremiere zelebrieren.
Nur ein Jahr später hatte der Corsa D gleich dreifachen Anlass zu einer Jubelfeier: Zum 25. Geburtstag der Kleinwagenreihe rollte ein magmaroter Corsa OPC mit 141 kW/192 PS freisetzendem Kraftwerk als achtmillionstes Fahrzeug und bis dahin stärkster Corsa aller Zeiten vom Band in Zaragoza. Zusammen mit der Produktion in Eisenach knackte der Corsa noch im selben Jahr die Zehn-Millionen-Marke. Heute marschiert der seit Einführung des Agila nur noch zweitkürzeste Opel bereits auf den 20-Millionen-Meilenstein zu, allerdings unter Berücksichtigung der weltweiten GM-Produktion. Die Europäer begehen den 30. Geburtstag des Corsa mit etwas gemischteren Gefühlen. Der Kleine muss erst wieder Fahrt aufnehmen, um die verlorene Pole Position zurückzugewinnen. Vor allem muss er ein frech-fröhlicher Spaßmacher sein wie einst für Tom und Jerry.
Text: Spot Press Services/Wolfram Nickel
Fotos: Autodrom Archiv, Opel, SPS