Lese-Tipp – Wildner: Hilde Knef und das Lied des Lebens

Jüngst war sie wieder in den Schlagzeilen – fast zeitlebens für Hilde(gard) Knef eine alltägliche Situation. Dass aber eine Regierungschefin das vielleicht bis heute bekannteste Knef-Chanson als eines von drei Liedern zur Verabschiedung wünscht, hätte sich sogar die durchaus erfolgsverwöhnte Künstlerin vielleicht nicht träumen lassen. Und doch: „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ gehörte zu den Favoriten der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Knef neben Nina Hagen bei diesem Anlass („Du hast den Farbfilm vergessen“) – das ist schon wieder weniger ungewöhnlich.

Denn: Wie Nina Hagen war auch Hildegard Knef eine Tabubrecherin par excellence. Eine Nacktszene in einem Film der frühen Fünfziger! (Ok, ob die ihren Namen verdient hat, darüber lässt sich objektiv trefflich streiten). Mitte der Siebziger machte sie als Schriftstellerin ihre Krebserkrankung öffentlich. Ihre Karriere als Sängerin – geprägt von einer Stimme mit charakteristisch-dunklem Timbre und unnachahmlicher Selbstironie („Von nun an ging’s bergab“). Und bis zu ihrem Tod 2002 war das bisweilen turbulente Privatleben der Künstlerin etlichen Medien immer eine Schlagzeile wert.

Bei allen Aufs und Abs in ihrem Leben muss sie ein fröhlicher Mensch gewesen sein, der diesem Leben sehr wohl schöne Seiten abgewinnen konnte. Das geht in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals unter, das korrigiert Maxine Wildner mit dieser Romanbiographie. Zugleich ist ihr Buch ein Blick hinter die Kulissen des Showbiz und zeigt das Multitalent aus Berlin als harte Arbeiterin, die auch künstlerische Wagnisse nicht scheute. Ein Multitalent, das an vielen verschiedenen Orten der Welt lebte und doch eben Berlin innerlich nie ganz verlassen hat.

Maxine WIldner: Hilde Knef und das Lied des Lebens. Insel Verlag; 14 Euro.

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