Zuckrig ist seine Musik wirklich nicht. Im Gegenteil – der Mann erinnert stimmlich an Joe Cocker und Hans Hartz. Letzterer, früh verstorben, hatte 1982 mit „Die weißen Tauben sind müde“ einen großen Hit mit einem traurigen Thema. Da war Hans Hartz schon Ende 30.
Auch Ben Zucker hatte die 30 schon überschritten, als er mit „Na und?“ einen Senkrechtstart hinlegte. Zuvor hatte er sich in allerlei Jobs verdingt und das Leben in seinen unschönen Facetten kennen gelernt. Wenn er heute darüber spricht, ist das keine Koketterie.
Die Karriere nahm so richtig Fahrt auf, da kam, richtig, Corona. Ben machte aus der Not so weit wie möglich eine Tugend, unterzog sich einem Sportprogramm, stellte seine Ernährung um und präsentierte sich mit dem neuen Album „Jetzt erst recht“ deutlich schlanker als früher.
„Dazwischen bin ich“ – so heißt einer der prägnantesten Titel, so sind auch alle Songs entstanden. Entsprechend melancholisch und „kratzig“ sind sie, manchmal rettet die Ironie davor, dass es doch kitschig wird: „Schon wieder für immer“ – so ist das in einer Zeit, in der alles perfekt sein muss, das perfekte Match Voraussetzung ist, damit es „für immer“ sein kann – und dann ist genau dieses „für immer“ Geschichte.
Aber „Jetzt erst recht“ ist nicht geeignet, um im Weltschmerz zu versinken – im Gegenteil: „Guten Morgen Welt“ meint er so, wie der Text lautet.
Fazit: Ben Zucker macht dem Ruf alle Ehre, den er sich bisher erworben hat. Aber was hat’s denn nun mit den Namen auf sich? Also: Seinen bürgerlichen Vornamen Benjamin musste er nur stramm kürzen. Den zweiten Teil des Künstlernamens hat er sich aus einem seiner Lieblingsfilme geholt: „Alles auf Zucker“ mit Henry Hübchen in der Hauptrolle. Und der ist, wie Ben(jamin) auch, in aller seiner Sperrigkeit ein Erfolg geworden. Na also.
Ben Zucker: Jetzt erst recht. (Airforce One/Electrola)