Lese-Tipp – Katha Strofe: Leaks aus dem Lehrerzimmer

Katha Strofe heißt natürlich nicht wirklich so. Aber die junge Lehrerin hat ihre Erlebnisse zum Pseudonym gemacht, genauer gesagt, was sie an einer Grundschule erlebt hat.

Sie hatte sich nach Studium und Referendariat aufs Unterrichten gefreut. Ok, dass ein gewisser Unterschied zwischen Studieninhalten und alltäglicher Unterrichtspraxis besteht, mag ihr klar geworden sein – nicht aber das Ausmaß dieses Unterschieds. Manche Schüler lassen sich motivieren oder scheinen es tatsächlich von sich aus zu sein. Andere leisten ihren Beitrag, indem sie einfach nur stillsitzen. Nach der fünften Ermahnung, versteht sich, nachdem vier fruchtlos verliefen. Da sind Abweichungen vom Lehrplan unvermeidlich, muss schon mal eine Figur aus „Harry Potter“ in ein Rätselspiel gepackt werden. Ein auswendig aufgesagtes Fontane-Gedicht durch eine Schülerin ist das genaue Kontrastprogramm.

Solche Kontraste haben Frau Strofes Berufsalltag bestimmt. Nach einer kleinen Odyssee ist sie an einer Schule eingesetzt worden, in der es offenbar klappt: Lehren und Lernen mitsamt den alltäglichen, allerdings beherrschbaren Kabbeleien und dem unvermeidlichen Ärger, wenn es mal schlechte Noten gibt.

Über die Zeit an der Schule, die hier den Schauplatz bildet, hat sie sich nicht nur aufgeregt, sondern auch darüber nachgedacht. Ihr Fazit: Die Lehrerausbildung muss schon von Anfang an mehr an der Praxis ausgerichtet sein (das gibt es allerdings schon, je nach Universität). Genauso wichtig: Kleinere Klassen, also nicht 30+. Ja, und nicht zuletzt homogenere Lerngruppen, an denen Schüler mit ähnlichen und nicht völlig unterschiedlichen Voraussetzungen teilnehmen. Allein die Resonanz auf ihr Buch (die Erstauflage war in kurzer Zeit ausverkauft) zeigt, dass Katha Strofe, wie auch immer sie wirklich heißt, den Nerv vieler Leserinnen und Leser getroffen hat.

Katha Strofe: Leaks aus dem Lehrerzimmer. Mein Jahr als Lehrerin an der Grundschule des Grauens. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag; 12,99 Euro.

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