Jein. Vincent Klink sieht im Bärlauch, der jahrzehntelang allenfalls als Unkraut in verwilderten Gärten auffiel, eine Art Geschmacksvernichter. Etwas, das man einfach nicht richtig dosieren könne, auf dass es im fertigen Gericht dessen Aroma bereichere.
Ein Beispiel von vielen, mit denen er eine gute Portion Eigensinn beweist. Weiteres Beispiel: Der (Einkaufs)-Preis für Gänseleber hat sich nach Klink in 20 Jahren nahezu gedrittelt. Artgerechte Haltung vor Herstellung des Produkts – schlicht unmöglich. Inzwischen. Klink-Konsequenz: Nicht mehr verwenden.
Umso lieber verwendet er Baisers. Sie wissen schon: Diese zarten Gebäcke, blütenweiß, eher getrocknet als gebacken. Die in der Low-Fat-Welle die Illusion erzeugten, weil kein Fett, eben auch keine Kalorien zu haben… Klink lässt sich die fertigen Dinger vom Hersteller seines Vertrauens schicken. Und kam prompt in den Verdacht, nicht nur Gastronom und Koch, sondern auch Dealer zu sein…
Ach ja, Rezepte gibt’s natürlich auch. Die Palette reicht vom traditionell Süddeutschen (Ofenschlupfer, Kaspressknödel) bis zum Internationalen (Hummus, Baked Beans). Und auch da tanzt Klink vergnügt aus der Reihe seiner prominenten Kollegen – und nimmt mal eben ein Borschtsch-Rezept des (inzwischen verstorbenen) Markus Wolf auf, ehemals DDR-Geheimdienstchef.
Fazit: Ein Koch-Lesebuch, das sich inhaltlich von vielen unterscheidet, die von der Idee her vergleichbar sind. Und eines, das sich nicht nur für Fortgeschrittene in Sachen Kulinaristik eignet. Auch Anfänger können damit ihre Freude haben.
Vincent Klink: Angerichtet, herzhaft und scharf. Aus meinem Tage- und Rezeptbuch. Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo); 15 Euro.