Und wie nebenbei hat der 77-Jährige noch ein neues Album aufgenommen. „Urgestein“ heißt es, und das ist wohl der beste Titel. Klar, das Berliner Urgestein ist vor allem durch Klamauksongs bekannt geworden. Unvergessen „Ich trink auf dein Wohl, Marie“ und „Oh Susi (der zensierte Song)“, ein lustiger und doch deutlicher Seitenhieb auf die Prüderie mancher Rundfunkanstalten in den Siebzigern. Und natürlich „Hier kommt Kurt“, heute schon ein geflügeltes Wort der Alltagssprache.
Aber das ist nur ein Teil von Frank Zander. Bei Live-Auftritten zeigte er sich immer schon den rockigeren Tönen zugetan, und das spielt er hier voll aus. Aus dem Klassiker „Come On Eileen“ wird hier „Tanze Eileen“, und man muss schon ein wenig genauer hinhören, um in dieser geknödelten, fast puristischen Version noch das Original zu erkennen. Gut so – bloß covern wäre ja auch langweilig.
„Ich hab noch lange nicht genug“, „Wir sind immer noch nicht müde“ und natürlich der Titelsong – da beschreibt sich einer, der sich längst auf seinen Lorbeeren ausruhen könnte und genau das nicht tut. Das ist eine Seite von ihm, die manche überraschen wird. Aber natürlich kommt auch der Ulk nicht zu kurz. Er widmet sich veganen Vampiren und zickigen Mitgeschöpfen. Allem hört man an, dass es ihm Spaß macht. Normalerweise redet man bei einem Künstler vom „Alterswerk“, wenn er in dieser Lebensphase noch aktiv ist. Auf „Urgestein“ mag genau diese Charakterisierung allerdings so gar nicht passen, dazu ist der Mann entschieden zu rührig.
Frank Zander: Urgestein. (Zett Records/Deutsche Austrophon)