Der Schein trog. Sie konnten auch scharfe Beobachter sein, entlarvten in „Küss die Hand, schöne Frau“ einen Möchtegern-Womanizer als Setzkasten-Casanova. Deutlicher noch wurden sie in „Burli“: Die drastische Darstellung dessen, was ein Reaktorunfall nach sich ziehen kann, trug ihnen den Boykott mehrerer Rundfunkanstalten ein. Es war die Zeit direkt nach Tschernobyl, und wer so reagierte, zeigte nur die Hilflosigkeit. Jene Hilflosigkeit, die nach einem nicht für möglich gehaltenen Unglück allenthalben zu sehen, zu lesen und zu spüren war.
Mehr noch als der Klamauk war die Verbindung von Musik und Kabarett ihr Ding. Das sieht man beim Abschiedsalbum auf den ersten Blick: Der Sensenmann holt die Menschen hinter dem Bandnamen ab. Das ist schon ein Level, bei dem man an Namen wie Dieter Hildebrandt, Sammy Drexel und – um im Heimatland der EAV zu bleiben – Helmut Qualtinger denkt. Das ist tiefschwarzer Humor, und der ihn äußert, macht auch vor sich selbst nicht halt. Erst dann ist das authentisch. Und authentisch waren sie immer.
Das bekam besonders der seinerzeit umstrittene österreichische Bundespräsident Kurt Waldheim zu spüren. Der wollte die EAV juristisch belangen, weil die mit seiner Vergangenheit (aus gutem Grund) ungnädig umgingen. Das Echo auf Waldheims Vorhaben fiel derart verheerend aus, dass es nie zu einem juristischen Tauziehen kam.
Die EAV ist Geschichte, ihr letztes Live-Album jetzt erschienen. Ok, der Rückzug ist verständlich, nach über 40 Jahren. Deutlich wird hier allerdings auch, wie sehr solche bös-klugen Köpfe bisweilen fehlen. Köpfe, die sich ihr Publikum auch über Rundfunkboykott hinweg erobern und sichern.
Erste Allgemeine Verunsicherung: 1000 Jahre EAV live – der Abschied. (Ariola)