Buchtipp – Bego: Elton John

Wir haben an dieser Stelle immer wieder CDs von ihm vorgestellt, so dass man tatsächlich auf die Idee kommen kann, das meiste über ihn doch zu wissen. Genau diese Illusion dürfte Reg(inald) Kenneth Dwight sehr recht sein. Denn jeder stellt sich, so sagt Mark Bego lapidar, unter ihm eine andere Person vor. Salopp gesagt: Elton John, denn von ihm ist die Rede, scheint eine ideale Projektionsfläche für die individuellen Vorstellungen zu sein, die man von einem Star hat.

Erinnern wir uns nur an „A Single Man“: Auf dem Klappcover zur LP posierte er 1978 very british, unter anderem mit einem sehr nobel aufgemachten Auto. Gehen wir noch weiter zurück, erinnern wir uns an Auftritte mit monströs anmutenden Brillen, schillernden Kostümen, vor allem aber an eine unglaubliche Produktivität. Blickt man in die letzten Jahre, so sieht man Elton John als einen äußerlich gar nicht mehr so auffälligen Herrn, der deutlich älter geworden ist, was ihm aber keineswegs schlecht steht.

Gerade die letzten zehn Jahre waren es, die Mark Bego veranlasst haben, seine früher erschienene Biographie umfassend zu aktualisieren. Und tatsächlich – Elton John hat selbst immer wieder CDs veröffentlicht, mit denen er sich virtuos wie zu Beginn der Siebziger zeigte, er hat den musikalischen Nachwuchs inspiriert, etwa die Scissor Sisters. Und was sich hier so leicht und problemlos liest, klingt tatsächlich nach harter Arbeit, von kleinauf an, folgt man Mark Bego auf den Spuren des Superstars.

1947 geboren, entdeckt er schon früh seine Liebe zum Klavier. Aber auch die zum Rock’n’Roll, der junge Menschen ab den späten 50ern begeisterte und Eltern schier verzweifeln ließ. Der Vater des jungen Reginald war ohnehin nicht so angetan von den Ambitionen des Filius, aber schließlich wurde aus dem ewigen schulischen Außenseiter der Profimusiker. So wurde aus Reg Dwight, der seinen bürgerlichen Namen stets als Karriere-Hindernis sah, eben Elton John. Und man darf es als großes Glück bezeichnen, dass er schon als sehr junger Mann Bernie Taupin traf. Seien wir ehrlich – alles, was Elton John zum Hit machte, stammte aus Taupins Feder. Das gilt bis heute.

Dazwischen war er immer für eine Skandal-Schlagzeile gut, und wenn er nicht selbst etwas äußerte, was von der „Yellow Press“ begeistert aufgegriffen wurde, geriet er mit Mutmaßungen in die Schlagzeilen. Auch damit räumt Mark Bego auf – teilweise hat es Elton John selbst ja im Laufe der Jahre getan. Heute wirkt er wie jemand, der – immerhin knapp über 70 – mit sich selbst im Reinen ist. Das nachzulesen, lohnt sich nicht nur für Fans des oft so schillernd auftretenden Stars. Es hat stellenweise Krimi-Qualitäten.

Mark Bego: Elton John. Aktualisierte Ausgabe. Hannibal Verlag; 22 Euro.

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